Dieser Weblog wird seit dem Jahr 2004 ehrenamtlich von Personen deutscher und iranischer Herkunft betrieben. Wir verteidigen die Menschenrechte, unterstützen Politische Gefangene und berichten regelmäßig über die aktuelle politische, wirtschaftliche und kulturelle Situation im Iran.
Weblog von Ali Schirasi
Dieser Weblog wird seit dem Jahr 2004 ehrenamtlich von Personen deutscher und iranischer Herkunft betrieben. Wir verteidigen die Menschenrechte, unterstützen Politische Gefangene und berichten regelmäßig über die aktuelle politische, wirtschaftliche und kulturelle Situation im Iran.
Der bekannte Sänger Sajjad Razmjuyi ist nach 11 Tagen seinen schweren Brandverletzungen erlegen. In seiner Wohnung in Yâsuj kam es wohl aufgrund eines Lecks einer Gasflasche zu einer Explosion, bei der sich Sajjad Razmjuyi Brandverletzungen an wohl 80% seiner Haut zuzog. Der 1359 (1980) geborene Sajjad Razmjuyi hatte sich seit 1371 (1992) der lokalen Musik zugewandt und war als Sänger in den Provinzen Fars, Luristan, Kahgiluyeh und Boyer-Ahmad bekannt und beliebt. Zu seiner Trauerfeier sollen in zahlreichen Städten im Süden und Westen des Landes Menschen auf die Straße gegangen sein, es ist von insgesamt mehreren Hunderttausend Menschen die Rede.
Der bekannte Sänger Sajjad Razmjuyi
#سجاد_رزمجو خواننده محلی در یاسوج بود. هفته پیش در حادثه انفجار کپسول در منزلش دچار سوختگی شدید شد و دیروز در شیراز درگذشت. ویدئو مراسم تشییع اوست. سجاد زندگی تلخ و سختی داشت اما برای مردم خواند و برایشان خاطره ساخت. آنها اینطور با شکوه، شهر به شهر تا یاسوج با او وداع میکنند/۱ pic.twitter.com/Yj2QEAUEJe
In der Region Masenderan, die südlich ans Kaspische Meer grenzt, gibt es eine traditionelle Form des Fischfangs, Tschapi-Sani genannt, mit der Fische in flachen Teichen und Schilfgebieten gefangen werden. Die Fotos vermitteln einen kleinen Eindruck von dieser kollektiven Form des Fischfangs.
Toomaj Salehi, Rap-Sänger aus Shahin-Shahr (Provinz Isfahan)
Am Sonntag, den 12. September 2021, wurde der iranische Rap-Sänger Toomaj Salehi (sprich Tumadsch) in seinem Heimatort in Shahin-Shahr, Provinz Isfahan verhaftet. Gegen 21 Uhr fuhren vier Jeeps mit je drei Beamten vor sein Haus vor und nahmen ihn fest, um ihn an einen unbekannten Ort zu bringen. Laut Iran International soll die Verhaftung von der Geheimdienstbehörde von Isfahan ausgegangen sein. Der verhaftete Sänger hat Besuchsverbot, wie sein Anwalt berichtet. Laut inoffiziellen Angaben soll gegen ihn Anklage wegen „Propaganda gegen das System“ erhoben werden. In einem Tweet vom 11. September 2021 schreibt Toomaj:
„Ihr sollt wissen, dass ich mich vor dem Tod, der Haft und der Folter nicht fürchte. Ich habe Angst davor, das Maul zu halten, wenn ich sehe, wie Menschen aus Armut ihren Körper verkaufen, ich habe Angst davor, das Maul zu halten, wenn ich sehe, wie Menschen bis zum Bauch in der Mülltonne stehen, ich habe Angst davor, das Maul zu halten, wenn ich sehe, wie du den Arbeiter verprügelst, den Protestierenden umbringst und danach ihre Eltern, wie du die folterst, die ihr Recht einfordern, und ich das Maul nicht aufkriege… Zwischen uns und euch liegt ein Meer voll Blut.“
Rap-Sänger Toomaj Salehi
Seine Verhaftung hat ihm vermutlich einer seiner jüngsten Rap-Songs mit dem Titel „Surache Musch“ (Mauseloch) eingebracht, in dem er die Machthaber auffordert, sich möglichst bald ein Mauseloch zu kaufen, damit sie sich verkriechen können (wenn es zum Aufstand kommt). Hier ein Link zu diesem Lied: https://youtu.be/k0XMnGrDy-w
Ergänzung: Am gestrigen Dienstag wurde Toomaj Salehi auf Kaution freigelassen. Demnächst wird er vom Gericht vorgeladen.
In den letzten 42 Jahren hat die Islamische Republik [Iran] versucht, eine theologische Kultur im Land zu etablieren.
Die Iraner versuchen, ihre Kultur vor dem Ansturm der theologischen Kultur zu schützen, indem sie alte Feste und Zeremonien abhalten
Jedes Mal, wenn eine traditionelle iranische Zeremonie stattfindet, wird von den der iranischen Regierung zugeschriebenen Medien versucht, sie herunterzuspielen. Klar ist jedoch die Fortsetzung dieser Traditionen und ihre Weitergabe an zukünftige Generationen. Dies wird vom Volk als eine Art Verteidigungsmechanismus gegen den kulturellen Angriff der [islamischen] Regierung auf verschiedene Lebensbereiche angesehen.
Nach der Revolution von 1979 versuchten die Islamisten zunächst, ihre eigene Auffassung von Religion als dominierender Kultur zu fördern. In diesem Zusammenhang wurden Radio, Veröffentlichungen, Bildung, Universitäten und öffentliche Foren als Werkzeuge verwendet.
In den frühen Jahren der Revolution wurde versucht, alles auszulöschen oder zu zerstören, was der vorislamischen Geschichte zugeschrieben wird. Sogar Persepolis [altpersische Residenzstadt, 520 v. Chr. von Dareios I. gegründet] sollte zerstört werden. Viele kulturelle Relikte verschwanden von den Stadtmauern und wurden durch Hadithe [Überlieferungen der Aussprüche und Handlungen des islamischen Propheten Mohammed] ersetzt, die schiitischen Imamen und revolutionären Parolen zugeschrieben wurden. Dieser Trend setzte sich nach und nach fort, bis nur noch Nowruz [persisches Neujahrs- und Frühlingsfest] als Hauptfeiertag der Iraner angesehen wurde. So sehr, dass Abolghasem Khazali, ein ehemaliges Mitglied der Expertenversammlung und des Wächterrates, die Ersetzung von Eid al-Ghadir [wichtiges schiitisches Fest] anstelle von Nowruz als Hauptfeiertag des Iran forderte. Diese Ansichten haben einige [islamistische] Fanatiker daran gehindert, an iranischen und nichtreligiösen Feiertagen teilzunehmen.
Möglicherweise haben Sie im Iran Menschen getroffen, die während der Nacht von Nowruz [Tag-und-Nacht-Gleiche im Frühjahr] oder Yalda [Wintersonnenwende] keine Eid-al-Ghadir-Stimmung haben. In den meisten Fällen denken diese Menschen, dass iranische Traditionen aufgrund ihrer langen Geschichte, die bis in vorislamische Zeiten zurückreicht, nicht ignoriert werden sollten, nur weil sie als Relikt des Zeitalters des Unglaubens gelten.
Aufgrund der Verbreitung und der tiefen Wurzeln der alten Traditionen in der Kultur des iranischen Volkes versuchten diese Menschen schließlich, sie zu islamisieren. Zum Beispiel betonen einige Geistliche diesen Teil der Tradition und betonen ihn, indem sie sich auf die Bedeutung der Barmherzigkeit des Islam beziehen. Diese Ansicht hat zu anhaltendem Druck geführt, Traditionen zu verzerren.
In diesem Zusammenhang empfiehlt Alireza Tohidloo, der als Experte für Koranwissenschaften gilt, dass Korangeschichten in der Nacht von Yalda erzählt werden. Er erklärt die lange Nacht von Yalda, zitiert einen Hadith aus dem sechsten Imam der Schiiten und schreibt, dass der Winter der Frühling des Gläubigen ist; Er nutzt seine langen Nächte zum Fasten und seine kurzen Tage zum Fasten. In einem anderen Teil erwähnt er Hafez‘ Diwan [bekanntestes Werk des berühmten pers. Dichters] und sagt: „Die Iraner, so wie sie den Koran rezitiert haben, bitten um Segen aus diesem göttlichen Buch, um ihre Arbeit zu beginnen, sie meditieren auch über Hafez‘ Diwan und bitten Khajeh Shiraz um gute Gebete.“
[…]
Aber der Versuch der islamischen Regierung, die Rituale und Bräuche des Volkes zu ändern, scheint ideologisch motiviert zu sein. Weil dieser Druck nicht auf alte und vorislamische Themen beschränkt ist.
In den letzten 42 Jahren sind Männer und Frauen zunehmend unter Druck geraten, einen bestimmten Lebensstil als islamisch-iranisches Modell anzunehmen. Die […], die Geburt, die Musik, die Bücher, die Ehe und vieles mehr waren durch die Regierung Änderungen unterworfen. Zum Beispiel sagte der Oberste Führer der Islamischen Republik, Ali Khamenei, in einer Sitzung mit dem Kabinett im September 2011: „Weil die Ehre des Iran nach dem Islam in keiner Periode der iranischen Geschichte existiert hat.“
Die Belege zeigen, dass die iranische Gesellschaft, selbst ein großer Teil der muslimischen Gemeinschaft, natürlich auf diesen Regierungsdruck reagiert hat, wie zu Zeiten, als ausländische Stämme den Iran dominierten und versuchten, die damalige Kultur zu verändern. Aus dem gleichen Grund und unter Betonung der iranischen Traditionen schützen die Menschen ihre Kultur vor Veränderungen.
Die Nacht von Yalda und Nowruz sind in der Tat Teil des emotionalen Teilens und des kollektiven Gedächtnisses der Menschen, die als Barriere gegen die Flut neuer Seminarkultur fungiert haben, die als islamische Kultur gefördert wird. Viele Feste und Bräuche wurden im Iran zerstört. Tatsächlich sind diese beiden Fälle die einzigen Relikte der iranischen Kultur aus der Antike, deren Erhaltung für einen großen Teil der iranischen Gesellschaft ein Symbol dafür ist, iranisch zu sein. Auf der anderen Seite können diese Traditionen aufgrund der Globalisierung und der kulturellen Homogenisierung den Unterschied zwischen einem Iraner und einem anderen […] ausmachen. Dies ist besonders wichtig, wenn eine Regierung eine bestimmte Seminarkultur als offizielle Kultur bezeichnet. So wie die Erhaltung verschiedener Sprachen und Subkulturen in der heutigen Welt zu einem Anliegen sozial- und kulturwissenschaftlicher Aktivisten geworden ist und ihr Schutz als Erhaltung der menschlichen Zivilisation angesehen wird, haben die Menschen im Iran in den letzten 42 Jahren versucht, verschiedene Instrumente einzusetzen, darunter Zeremonien oder Erinnerungen. Verteidigen Sie sich in kulturellen Werken gegen die herrschende Macht. Zumal die Islamisierung der Geisteswissenschaften als Grundlage der Kultur heute auf der Tagesordnung der Regierung steht
Amir Soltanzadeh Schriftsteller und Journalist – Persian Independent 20. Dezember 2020
Die Gasse der Yazd-Strohgärten ist zu einem Bild voller Farben und Schönheit in den tausend Farben des Herbstes geworden und hat attraktive Auswirkungen des Herbstes gezeigt.
Mohammad-Reza Shajarian (Mohammad-Resa Schadscharian) ist einer der bekanntesten iranischen Sänger der klassischen persischen Musik. Er wurde 1940 in Maschhad geboren und ist am 8. Oktober 2020 in einem Krankenhaus in Teheran an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben. Am 9. Oktober wurde auf dem Beheshte-Zahra-Friedhof in Teheran an seinem Leichnam das Gebet gesprochen, dann wurde die Leiche nach Maschhad geflogen und von dort nach Tus gebracht, wo sie am 10. Oktober auf dem Ferdousi-Friedhof beerdigt wurde.
Die Fronten zur Beerdigung des Sängers
Gewaltiges Aufgebot an Polizei und Zivilbeamten Das Regime, dem die Beliebtheit des Sängers nicht verborgen geblieben ist, hat alles unternommen, um zu verhindern, dass die Menschenmassen, die sein Begräbnis begehen wollten, nicht zur Beerdigung kommen konnten. Es gab keine öffentlichen Verkehrsmittel von Maschhad nach Tus, so dass viele mit dem Auto kamen und die Ränder der Zufahrtsstraßen über Kilometer hinweg als Parkplätze dienten. Der Zugang zum Friedhof wurde den meisten versperrt, die Beerdigung wurde zum Teil auf Bildschirmen übertragen.
Von der Beerdigung ausgesperrt, aber präsent: Das Volk
Ein Mann von Charakter Shajarian war nicht nur einer der bekanntesten Sänger traditioneller iranischer Musik, er zeichnete sich auch durch seine kritische Haltung gegenüber der Regierung aus. Als der nur durch Wahlbetrug wiedergewählte Präsident Ahmadineschad die protestierenden Menschen als xas-o-xa:sha:k (auf der Straße liegendes Laub und Staub) bezeichnete, sprach Shajarian von sich: Ich bin die Stimme des Staubs. Er begab sich auch nie auf die Einladungen des „Religiösen Führers“ Ajatollah Chamene’i an die Künstler und bildete sowohl seinen Sohn wie seine Tochter im traditionellen Gesang aus. Dabei will das islamistische Regime von singenden Frauen nichts wissen, mehr noch, sowohl der Vorgänger, Ajatollah Chomeini, wie sein Nachfolger, Ajatollah Chamene’i, haben eine Fatwa erlassen, in denen Musik als Haram, als religiös verwerflich und verboten bezeichnet wird. Welcher Musiker, der sein Handwerk liebt, kann sich damit anfreunden? Versteht, sich, dass der Religiöse Führer des Landes kein Wort des Beileids über den Tod von Shajarian verlor.
Tofang-at-ra zamin begzar Leg deine Waffe auf die Erde! Dies war eines seiner jüngeren Lieder, das sich an die einfachen Mitglieder der bewaffneten Organe des Regimes richtete. Das Lied war so eindrucksvoll, dass das Regime – damals unter Präsident Ahmadineschad – alle Mühe hatte, die Polizisten, Soldaten oder Mitglieder der Bassidschi-Milizen davon zu überzeugen, dass er ein Regimefeind sei und sie nicht auf ihn hören sollten. Denn seine Botschaft war klar: Warum wollt ihr auf uns schießen? Setzen wir uns zusammen und reden miteinander.
In der Mitte Ehsan Mohammad-Hassani, der Kämpfer an der Kulturfront
Ehsan Mohammad-Hassani gehört zu denjenigen, die versuchen, im Bereich der Kunst die Herrschaft der Revolutionswächter (Pasdaran) und des Religiösen Führers zu festigen. Als Freund von Mohammad Ali Jafari, damals Oberbefehlshaber der Revolutionswächter, leitet Ehsan Mohammad-Hassani seit 1390 (2011) die „Kunst- und Medienorganisation Ouj“ (Ouj heißt Höhepunkt) (Sazemane Honariye Resane’i Ouj). Diese Organisation hat eine ganze Reihe von Filmen im Sinne des Regimes gesponsort und wird ihrerseits vom Regime großzügig mit Mitteln ausgestattet.
Filme und Verhöre? Laut Angaben des iranischen Filmemachers Mohammad Rasoulof, war während seiner Haft (im Iran) bei seiner ersten „Verhörsitzung“ auch eine dreiköpfige Gruppe zugegen, die von sich angaben: „Wir sind vom Geheimdienst der Pasdaran, vom (Pasdaran-) Stützpunkt Tharollah, und auch Ouj ist von uns.“ Ehsan Mohammad-Hassani hatte in einer Veröffentlichung vom Monat Adhar des Jahres 1390 (2011) selbst angegeben, dass er mit dem inhaftierten Filmemacher Mohammad Nourizad „an einem warmen Sommertag“ „eine fünfstündige Sitzung“ „in den Zeiten (seiner) Haft“ hatte. Es sieht also so aus, dass diese kulturellen Aktivitäten bis hin zur Teilnahme an Verhören von Filmemachern reichte, wohl in den Nachwehen der Niederschlagung der Proteste des Jahres 2009 gegen den gefälschten Wahlsieg von Präsident Ahmadineschad.
Freund von Soleimani Ehsan Mohammad-Hassani war auch mit einem der führenden Pasdaran-General Qasem Soleimani befreundet, der ihm wiederholt bei Filmaufnahmen Besuch abstattete. Personen, die ein Treffen mit Soleimani wünschten, wandten sich deshalb an Ehsan als Vermittler.
Vor etwa zwei Jahren schuf der Bildhauer „Afshin Sigholi“ die Skulptur ‚Ma‘ ( Wir) für die siebte Biennale der Bildhauerei in Teheran. Die Skulptur war aus drei Tonnen Beton gegossen worden und Stand in der Folge im Laleh-Park von Teheran. Jetzt ist sie auf einer Müllhalde gelandet. Wie kam es dazu?
Eine Jury entschied damals, dass das Kunstwerk am Eingang des Museums für Zeitgenössische Kunst aufgestellt werden könne. Dazu kam es jedoch nicht. Stattdessen fand sie einen Platz im Nordwesten des Laleh-Parks.
Der Laleh-Park existiert in seiner heutigen Form seit etwa dem Jahr 1966. Er wurde auf einem Freigelände im damaligen Nordteheran errichtet, nachdem es dort zu Beginn der 1960er Jahre zu Massendemonstrationen von Mossadegh-Anhängern gekommen war. Der Park sollte den Demonstrationen an diesem Ort ein Ende setzen. In den Jahren danach und sogar bis heute versammelten sich im Park Menschen – nicht mehr zu Demonstrationen aber zu den sehr beliebten Gymnastikübungen im Freien. Selbst diese harmlose Betätigung wurde zwischenzeitlich immer wieder versucht zu unterbinden.
‚Ma‘ ist das persische Personalpronemen „Wir“ und steht für Protest in der iranischen Gesellschaft. Die Skulptur soll ausdrücken, wie die Zeit „uns“ erodiert, frustriert und fragmentiert, aber auch dass „unsere“ Wunden geheilt werden können.
Mit der Zeit erkannten auch die Ordnungshüter und der Geheimdienst diese Implikationen und ab dem Moment war die Skulptur ein Dorn in ihren Augen. Aus diesem Grund wurde sie zerstört und abtransportiert.
Durchgestrichenes Logo des Fajr-Filmfestivals mit dem Schriftzug: „Ich gehe nicht zum Fajr-Filmfestival!“
Jedes Jahr im Januar / Februar findet in Teheran das Internationale Fajr-Filmfestival statt. Es wurde im Jahr 1982 vom iranischen Kultusministerium ins Leben gerufen. Ca. 10 Tage lang zeigen dem iranischen Staat genehme Filmschaffende ihre Werke und können hohe Fördergelder erhalten.
Doch dieses Jahr rufen 139 kritische KünstlerInnen aus dem Iran erstmals dazu auf, nicht an diesem Event teilzunehmen. Unter ihnen befinden sich weltbekannnte Regisseure und Schauspieler wie Jafar Panahi, Mohammad Rasul-Of, Hamid Farokhnejad, Tahmine Milani oder Tarane Alidusti. Dazu verbreiten sie das oben abgebildete Logo des Filmfestivals mit dem Satz „Ich gehe nicht zum Fajr-Filmfestival“.
Sie begründen in Interviews und auf ihren Websites ihren Appell mit dem Abschuss der ukrainischen Maschine nahe Teheran und den tagelangen Vertuschungsversuchen seitens des Militärs und der Regierung. Ebenfalls werden die Massaker gegen Protestierende auf den Straßen Irans in der Folge der Benzinpreiserhöhungen thematisiert.
Der Appell wurde heute publik. Sogleich nach seinem Bekanntwerden erhielten einzelne KünstlerInnen Anrufe vom iranischen Geheimdienst und wurden bedroht.
Mohammad Rasoulof
Der iranische Berufsverband der Filmschaffenden „Haus des Kinos“ hat den Justizchef des Iran am Dienstag in einem offenen Brief aufgefordert, das Urteil gegen den renommierten Regisseur Mohammad Rasoulof zu überdenken. Der Verband erwarte, dass die Justiz bei Themen, die unmittelbar die künstlerischen Aktivitäten der Filmschaffenden beträfen, keine „skandalösen Urteile“ fälle, heißt es in dem Schreiben.
Der Regisseur ist am 20. Juli in Teheran wegen „Gefährdung der nationalen Sicherheit und Propaganda gegen die islamische Regierung“ zu einer Haftstrafe von einem Jahr verurteilt worden. Außerdem wurden gegen den 47-Jährigen ein Ausreiseverbot von zwei Jahren sowie ein ebenfalls zweijähriges Verbot der Beteiligung an politischen und zivilgesellschaftlichen Aktivitäten verhängt.
Rasoulof ist für seine kritischen Filme bekannt. Vor allem seine letzten drei Werke „Auf Wiedersehen“, „Manuscripts Don’t Burn“ und „A Man of Integrity – Kampf um die Würde“ sorgten international für großes Aufsehen.
2017 ist Rasoulof bei den Filmfestspielen in Cannes für seinen Film „Lerd“ mit dem Preis „Un Certain Regard“ ausgezeichnet worden. Mit dem Nachwuchspreis werden junge Talente oder innovative Filme geehrt. In dem Film hatte der regimekritische Regisseur die Korruption im Iran aufgegriffen. Bei seiner Rückkehr wurde Rasoulof am Imam-Khomeini-Flughafen in Teheran sein Reisepass abgenommen. Seitdem darf er das Land nicht mehr verlassen.
Es ist nicht das erste Mal, dass Rasoulof wegen seiner Filme bestraft wird. Bereits 2010 wurde er festgenommen, als er mit seinem Kollegen Jafar Panahi einen Dokumentarfilm über Folterungen und Morde im Kahrizak-Gefängnis drehen wollte, und wegen „Propaganda gegen den Staat“ zu sechs Jahren Haft verurteilt. Die Strafe wurde später auf ein Jahr verkürzt.
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