Religion im Iran: die Minderheiten

Ein jüdischer Bürger geht zum Grab von Sarah Bat Asher, einem jüdischen Heilige Orte in Isfahan

Religiöse Minderheiten gibt es auch im Iran, sei es Juden, Baha’is, Christen oder Zoroastrier. Und selbst die scheinbare Mehrheit, die Muslime, ist nicht so einheitlich. Im Iran gibt es nicht nur Schiiten, sondern auch Sunniten, und darüber hinaus religiöse Orden (Derwische).

In einem auf religiösen Glaubenssätzen ruhenden System, das sich wesentlich auf die schiitische Auslegung des Korans stützt, haben die Anhänger anderer Glaubenssätze Schwierigkeiten, denn eine Gleichwertigkeit oder Gleichberechtigung aller Formen der Weltanschauung gehört nicht zum Glaubenssatz der iranischen Machthaber.

Die Intoleranz kann sich in Hausdurchsuchungen, Haft und Hinrichtungen äußern, sie kann aber auch viel subtiler ihre zerstörerische Wirkung entfalten. So benötigen die Anhänger vieler Religionen einen Ort der Versammlung. Die einen nennen es Kirche, die andere Synagoge, die dritte Moschee, die vierten Tempel und so weiter.

Der iranische Staat hat die Kirchen und protestantischen Versammlungshäuser, auch die der assyrischen Minderheit, unter Beobachtung gestellt. Vom Staat beobachtet zu werden ist in Staaten wie dem Iran durchaus bedrohlich. In vielen Fällen wird auch der Neubau oder die Reparatur religiöser Bauten vom Staat verweigert. Dies trifft besonders die Baha’is und die Juden. Baha’is leiden zusätzlich noch unter anderen Beschränkungen, z.B. was die Möglichkeit einer Anstellung im staatlichen Sektor betrifft. Für Baha’is sind auch die Orte, wo ihre Religionsgründer geboren wurden, gelebt oder gelehrt haben, heilige Orte. Dazu gehören Orte wie Akka, Haifa, Baghdad, Istanbul, Edirne und zahlreiche iranische Städte wie Buschehr, Schiras, Isfahan, Kaschan, Teheran, Tabris, Urumije, Maku, Zanjan oder Jazd, auch kurdische Gebiete, durch die ihre Gründer predigend gezogen sind. Vor der Revolution waren bestimmte Stätten – eine Kirche in Schiras und der Geburtsort von Abdol Baha‘ in Teheran – Wallfahrtsorte für die Baha’is. Heute ist es für Baha’is ratsam, ihren Glauben nicht öffentlich sichtbar zu machen. Selbst die Friedhöfe und Gräber von Baha’is fallen der Zerstörung des Regimes zum Opfer. Die Behörden verhindern auch eine Beerdigung nach den Riten der Baha’is, wenn sie davon durch ferne Angehörige erfahren, die in der Regel keine Baha’is sind.

Ein Jude, der in Teheran lebt, erklärte gegenüber Radio Farda, dass es für die Rechte der Juden nichts bringt, wenn ein Jude als Vertreter der Glaubensgemeinschaft ins iranische Parlament gewählt wird. Was soll einer gegenüber 280 Angehörigen der Mehrheit ausrichten? Ein Jude aus Schiras berichtet, dass den Juden schon seit vielen Jahren verweigert wird, in Schiras eine neue Synagoge zu bauen. Selbst als der Antrag gestellt wurde, die älteste und meistbesuchte Synagoge in Schiras zu reparieren, wurde zwar Unterstützung in Aussicht gestellt, aber als ein Teil des Dachstuhls schon abgebaut und die Fenster ausgebaut waren, kam dann ein ablehnender Bescheid.

Und die Zoroastrier, deren Glauben vor dem Islam im Iran verbreitet war, dürfen heute ihr Sade-Fest nur abhalten, wenn keine Andersgläubigen zugegen sind.

Ob Christen, ob Zoroastrier, das Regime fürchtet wohl, dass andere Religionen attraktiver sind und ihm die Schäfchen davonlaufen. Bei jungen IranerInnen ist wohl ein Trend zum Christentum zu beobachten.

https://www.radiofarda.com/a/iranian-minorities-and-religious-sites-half-a-century-of-silence/31703172.html

اقلیت‌های ایران و اماکن مذهبی؛ «نیم‌قرن سکوت»

vom 25. Bahman 1400 (14.02.2022)