Iran: Sport und Revolution

Omid Ahmadisafa, iranischer Boxer

Omid Ahmadisafa ist seit 8 Jahren Boxer der iranischen Nationalmannschaft und hat eine Silbermedaille bei der Weltmeisterschaft im Kick-Boxing gewonnen. Er hat in Deutschland politisches Asyl beantragt. Wie kam es dazu?

Die Vorgeschichte

Wie Omid Ahmadisafa erzählt, werden Boxwettkämpfe im Iran nicht im Fernsehen übertragen, was Auswirkungen auf die Finanzierung des Sports hat. Die Boxer können zwar auf Instagram ihre Seiten einrichten, um so Sponsoren zu finden, mussten sich aber bei ihrem Verbandschef vertraglich verpflichten, keine Filme vom Camp der Nationalmannschaft auf ihrer Seite zu veröffentlichen. Obwohl Ahmadisafa zu den Spitzensportlern des Boxsports im Iran gehört, hat das finanziell für ihn keine nennenswerten Vorteile. Er berichtet, dass die Sportler die Kosten für den Flug ins Trainingslager in der iranischen Provinz Chusistan, die Visagebühren und die Ausreisegebühren für den Flug nach Italien aus eigener Tasche berappen mussten.

Der Leiter des iranischen Boxer-Nationalteams

Herr Nasiri, der Leiter des Kickboxing-Verbandes und des iranischen Nationalteams, war schnell zur Stelle, wenn die Sportler irgendwelche materiellen Vergütungen für ihre Siege erhielten. Selbst einen persönlichen Scheck über 5 Millionen Tuman (rd. 1000 Euro) musste Omid Ahmadisafa an den Teamleiter abführen.

Dieser Herr Nasiri besitzt die französische und die iranische Staatsbürgerschaft und lebt in Frankreich, wo er eine Fabrik besitzt. Er kommt nur in den Iran, wenn Wettkämpfe anstehen. Sein Hauptmotiv für die Leitung des Teams sei finanzieller Natur. Er hat Omid Ahmadisafa damit gedroht, dass er in Europa seine Leute habe und drei Millionen Dollar ausgeben werde um dafür zu sorgen, dass Omid Ahmadisafa wieder im Iran landet.

Die Flucht

Omid Ahmadisafa erklärt dazu in einem Interview mit dem persischsprachigen Sender Radio Farda, dass er zusammen mit den anderen Mitgliedern des iranischen Nationalteams zu internationalen Wettkämpfen nach Italien geflogen war. Dort schlug er sich erfolgreich, konnte aber zum Finale nicht mehr antreten, weil er fliehen musste. Noch bei der Ausreise hatte er vorgehabt, wieder in den Iran zurückzukehren. Aber in Italien kam es zu einem folgenschweren Konflikt mit Herrn Nasiri. Herr Nasiri zwang Omid Ahmadisafa, seine Kampfart zu ändern, damit er im Wettkampf nicht auf einen Spieler aus Israel treffe. Das ist zwar gegen die Spielregeln, nach denen niemand das Recht hat, bestimmte Spieler zu diskriminieren (in diesem Fall die aus Israel), aber bei den Ajatollahs drücken da die internationalen Sportverbände wohl ein Auge zu. Omid Ahmadisafa verfügt auch über eine an den religiösen Führer gerichtete Erklärung des iranischen Kickboxing-Verbands, in dem der Verband sich rühmt, die Kampfarten gewechselt zu haben, nur um nicht auf israelische Gegner zu stoßen.

In Italien hatte sich Omid Ahmadisafa zusammen mit Sportlern anderer Länder fotografieren lassen. Darunter waren wohl auch Mitglieder des israelischen Teams. Darauf wurde Omid von Herrn Nasiri kritisiert. Omid entgegnete, statt um die Fotos solle sich Herr Nasiri mehr um die materielle Ausstattung der iranischen Sportler kümmern. Warum er denn ihre Siegervergütungen nicht auszahle. Und wieso er denn von seinem Gewinn bei den Asiatischen Spielen 30% als Kommission gefordert habe? Darauf wurde Herr Nasiri ausfällig. Er sagte, wenn wir im Iran zurück sind, lasse ich dich in einen Sack stecken und dann kriegst du, was du verdient hast. Er beließ es nicht bei Drohungen. Als Omid in Venedig in ein Internet-Cafe ging, stellte er fest, dass er zahlreiche Meldungen aus dem Iran auf seinem Account hatte, obwohl er selbst noch gar nichts davon erzählt hatte. Omid erfuhr auch, dass seine Ehefrau und sein Vater telefonische Drohanrufe erhalten hatten. Das heißt, noch bevor irgendetwas Konkretes vorgefallen war, hatten die Verantwortlichen im Iran schon seine Familie ins Korn genommen. Es war offensichtlich, dass da etwas fabriziert wurde. Erst dann entschloss sich Omid zur Flucht.

Die Flucht war recht dramatisch, weil der Leiter des Nationalteams seinen Pass einbehalten hatte und zusammen mit anderen Verantwortlichen des Teams gemeinsam mit der italienischen Polizei den Zug nach Deutschland durchsuchte, um ihn wieder zu fangen. Dies sollen Filme belegen, die Omid Ahmadisafa an der Hand hat. Auf seinem Handy hat Omid Ahmadisafa auch Tonaufnahmen mit Drohungen anderer Mitglieder des Nationalteams gegen ihn, wonach ihm etwas zustoßen werde, wenn er nicht zurückkehre.

Auf die Frage, was Omid täte, wenn er im Sport auf einen israelischen Gegner stoßen würde, sagte er, dass selbst die palästinensischen Sportler zusammen mit den israelischen spielen und sich danach privat gut verstehen, wenn das Los auf einen israelischen Gegner falle, werde er natürlich spielen.

Ich bin ein Mensch wie alle anderen auch, sagt Omid.

Jetzt will er in Deutschland seinen Sport weitertreiben.

Revolution – wozu?

Wenn man sieht, was für Menschen die iranische Revolution von 1979 an die Spitze getragen hat und welche Menschen sich im Gefolge der neuen Machthaber in der Macht etablieren, wird man feststellen, dass es Menschen wie den Herrn Nasiri auch zur Schahzeit schon gegeben hat. Sein Verhalten erinnert im übrigen an manche Herren, die im Frauenhandel tätig sind. Warum verhält sich ein Herr Nasiri so? Es sieht so aus, dass er im Laufe des Erwachsenwerdens gelernt hat: Haste was, dann biste was, haste nichts, dann biste nichts.

Andere Menschen, wie Herr Ahmadisafa, finden ihren Wert in der sportlichen Leistung. Wieder andere, wie vielleicht der Religiöse Führer Ajatollah Chamene’i sehen ihren Wert darin, dass sie die Durchsetzung „göttlicher“ Gebote durchsetzen wollen.

Sie alle haben etwas gemeinsam: Sie glauben, dann einen Wert zu haben, wenn sie bestimmte Bedingungen zu erfüllen. Das ist der Motor ihres Handelns. Und solange die Eltern und das Umfeld diesen Antrieb des Handelns von einer Generation zur nächsten weiterreichen, sind Revolutionen ihren Namen nicht wert. Warum? Weil sie nichts am Antrieb für unser Handeln ändern. Die Namen ändern sich, der Zwang so zu handeln bleibt bestehen.

https://www.iranintl.com/en/20211027513612

https://www.iran-emrooz.net/index.php/news1/more/94661/

iran-emrooz.net | Wed, 27.10.2021, 17:55

امید احمدی صفا، بوکسور پناهنده ایرانی:

جمهوری اسلامی ورزشکار نمی خواهد معتادمی خواهد