Iran und die Balutschen: Hinrichtung statt Arbeit

Bild: ran-emrooz.net

Im Iran mit seinen rund 80 Millionen Einwohnern leben etwa 1 Million Balutschen, vor allem im Süden des Landes. Balutschen sprechen eine eigene Sprache, die zur Familie der iranischen Sprachen gehört, sie sind hauptsächlich Sunniten, während die Regierenden Schiiten sind. Die Region Sistan und Balutschistan wird bei Investitionen der Zentralregierung meist ignoriert, egal ob es um Schulen, Krankenhäuser oder Arbeitsplätze geht. Lediglich die bewaffneten Organe wie die Revolutionswächter sind in der Region gut vertreten. Obwohl der Iran ein Vielvölkerstaat ist, steht Unterricht in den Regionalsprachen – wenn es überhaupt Schulen gibt, nicht im Programm der Machthaber. Diese krasse Benachteiligung führt dazu, dass die Menschen zum Überleben nach allem greifen müssen, was es gibt, sei es den Schmuggel von Benzin über die Grenze auf dem Moped, sei es Drogenhandel. In Zusammenhang mit dem Schmuggel gibt es immer wieder bewaffnete Auseinandersetzungen mit den Staatsorganen. Danach beginnt dann die Suche nach den „Tätern“, wobei es den Staatsorganen offensichtlich nicht darum geht, die eigentlichen Täter zu finden, sondern nur, „Fahndungserfolge“ vorweisen zu können. Das führt dazu, dass alle Mittel erlaubt sind. Balutschen werden so Opfer des Verschwindenlassens durch Staatsorgane, ohne Kontakt zur Familie oder einem Anwalt, keiner weiß dann, wo sie stecken. Dadurch sind sie schutzlos der Folter ausgesetzt. Angebliche Geständnisse, die unter Folter erlangt wurden, werden vor Gericht verwendet. So auch im Fall von Hamed Rigi und Mehran Naru’i, denen laut einer Eilaktion von Amnesty International vom 18. Februar 2021 die unmittelbare Hinrichtung droht. Beide wurden nach dem Verschwindenlassen und erfolterten Geständnissen zum Tode verurteilt.

Wie Amnesty International schreibt, fanden im Iran seit dem 1. Dezember 2020 mindestens 52 Hinrichtungen im Iran statt, davon 18 Balutschen, also über ein Drittel. Dabei machen Balutschen nicht einmal 2 Prozent der Gesamtbevölkerung aus.

Rätselhaft ist, wieso die Webseite Iran-emrooz die Briefaktion von Amnesty International samt Briefentwurf am 15. Mai veröffentlicht, während Amnesty International in der Originalaktion schreibt, dass Aktionen nach dem 15. April (!) nur noch nach Rücksprache verschickt werden sollen, weil sonst die Informationen veraltet sein könnten. Von einer Rücksprache ist in der Veröffentlichung nichts zu lesen.

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Belutschen

https://www.bpb.de/internationales/asien/iran/40219/das-land-in-daten

https://www.amnesty.org/en/documents/mde13/3711/2021/en/
IRAN: TWO BALUCHI PRISONERS AT RISK OF EXECUTION: HAMED RIGI AND MEHRAN NARU’I
18 February 2021, Index number: MDE 13/3711/2021


https://www.iran-emrooz.net/index.php/news1/90345/
Sat, 15.05.2021, 23:21
فراخوان عفو بین‌الملل برای اقدام فوری:
دو زندانی بلوچ در ایران در معرض خطر اعدام