Ich bin ein Berliner – iranische Identität

Am 20. Dezember, einen Tag vor der Wintersonnenwende, veröffentlichte peykeiran.com einen Aufsatz von Amir Soltanzade mit dem Titel „Iranische Traditionen, ein Bollwerk gegen die kulturelle Attacke der Regierung“, der zuerst im persischsprachigen „Independent“ erschien.

Amir Soltanzade schreibt: „Wann immer eines der traditionellen iranischen Feste näher rückt, setzen die Bestrebungen der Medien, die der iranischen Regierung nahestehen, ein, dieses Fest als unbedeutend erscheinen zu lassen. Dabei tritt deutlich zu Tage, dass diese Traditionen weiter bestehen und auf die nächsten Generationen übertragen werden. Aus der Sicht des Volks ist das eine Art Selbstverteidigungsmechanismus gegenüber dem kulturellen Angriff der Regierung auf verschiedene Lebensbereiche.“

Geschichte als Kulturkampf

Er schreibt weiter: „Nach der Revolution von 1357 (1979) versuchten die Islamisten schon in den ersten Jahren nach der Revolution, mit ihren ersten Schritten ihre spezielle Auffassung von der Religion als Mehrheitskultur zu verbreiten. In diesem Sinne spannten sie die staatliche Rundfunk- und Fernsehgesellschaft Sima va Seda, die Verlage, das Kultusministerium, die Hochschulen und die öffentlichen Tribünen allesamt für ihre Zwecke ein.“

Nieder mit Persepolis!

„In den ersten Jahren der Revolution versuchte man, alles, was irgendwie mit der vorislamischen Geschichte zu tun hat, auszulöschen. Selbst Persepolis (Takhte Jamshid) sollte zerstört werden. Viele Kulturgüter an den Wänden und Türen der Städte wurden vernichtet und mussten Darstellungen von Legenden über die schiitischen Imame und revolutionären Parolen weichen. Das ging immer weiter so, bis der Blick auf Nouruz, das wichtigste Fest der Iraner, gerichtet wurde.“

Nouruz ist das Fest der Bäume

„Das ging so weit, dass Abulqasem Khazali, ehemaliges Mitglied des Expertenrats und des Wächterrats, in seinen Reden forderte, Nouruz durch das Ghadir-Chomm-Fest als wichtigstes Fest der Iraner zu ersetzen.“ Ghadir-Chomm ist ein Ort zwischen Mekka und Medina, an dem der Prophet Mohammad einen Ausspruch getan haben soll, den die schiitische Theologen, nicht aber die Sunniten, als Übertragung der Nachfolge an Mohammads Neffen Ali deuten. Auf der persischen Webseite zu Ajatollah Abulqasem Khazali steht dazu, dass dieser vor der Freitagspredigt von Teheran folgende Worte geäußert habe: „Das Nouruz-Fest ist das Fest der Bäume. Das große Fest der Iraner muss das Ghadir-Fest sein.“ Der Beleg für das Zitat, ein Link zur staatlichen Nachrichtenagentur IRNA, ist leider nicht mehr aktiv.

Oh Gott, sie sind nicht in Feststimmung!

„Dieser Standpunkt war der Grund, dass einige fanatische Individuen nicht bereit waren, iranische, nicht-religiöse Feste zu feiern. Es ist möglich, dass auch Sie im Iran auf Menschen gestoßen sind, die zur Zeit von Nouruz (Frühlingsanfang) oder zur Schabe Yalda (Nacht der Wintersonnenwende) nicht in Feststimmung sind. In der Mehrheit der Fälle glauben diese Menschen, dass man diese Traditionen nicht beachten dürfe, weil sie so alt sind, dass sie auf die Zeit vor dem Islam zurückgehen. Denn für sie sind dies Denkmäler aus der Zeit des Unglaubens.“

Verfälschung der Traditionen

„Aber angesichts der weiten Verbreitung und der tiefen Verwurzelung der alten Traditionen in der Kultur des Volks im Iran, versuchen diese Personen letztlich, selbige zu islamisieren. (…) Dieser Ansatz hat dazu geführt, dass der Druck, die Traditionen zu verfälschen, weiter anhält.“

Mit ungleichen Waffen

Die letzten Äußerungen von Amir Soltanzade spiegeln einerseits wieder, dass der Kulturkampf im Iran mit ungleichen Waffen durchgeführt wird. Da ist der Staat, der die Feiertage festlegt oder abschafft, da sind die Polizeistreifen, die Jugendliche verfolgen, wenn sie am letzten Mittwoch vor Neujahr (Tschahar-Schanbeye suri) Feuer im Freien machen und darüber springen, da ist der staatliche Propagandaapparat, die Justiz, die Sittenwächter, die Feste, frohe Musik, Musik mit weiblichen Sängerinnen, gemeinsames Tanzen von Jungen und Mädchen und vieles mehr kriminalisieren und die Beteiligten vor Gericht und ins Gefängnis zerren. Das erzeugt Abwehr und Widerstand. Auf den vorislamischen Traditionen zu beharren bedeutet Widerstand gegen die islamische Diktatur, gegen die Herrschaft des Rechtsgelehrten.

Volk und Individuum

Mit den Worten „versuchten die Islamisten (…) ihre spezielle Auffassung von der Religion als Mehrheitskultur zu verbreiten“, mit dem Ausdruck „einige fanatische Individuen“ und dem Satz „Aber angesichts der weiten Verbreitung und der tiefen Verwurzelung der alten Traditionen in der Kultur des Volks im Iran, versuchen diese Personen letztlich, selbige zu islamisieren“ spricht Amir Soltanzade die Vorstellung aus, dass auf der einen Seite „das Volk“ (mardom) steht, auf der anderen Seite Individuen, Einzelpersonen (fard). Das Volk wird gleichgesetzt mit den alten, vorislamischen Traditionen, die Individuen sind fanatisch, Islamisten, die ihre Überzeugung der Mehrheit aufzwingen wollen und dabei auch einige Menschen erreicht haben, die aber in der Zahl nicht sehr groß zu sein scheinen, wie der Satz „ Es ist möglich, dass auch Sie im Iran auf Menschen gestoßen sind, die zur Zeit von Nouruz…“ signalisiert.

Das Fremde

Dahinter steht ein Geschichtsbild, das auf der einen Seite das Volk sieht, das alte, vorislamische Traditionen und Werte verkörpert, auf der anderen Seite Individuen, die dem Volk etwas Fremdes, nämlich den Islam aufzwingen wollen. In dieser Sicht ist der Islam eine von außen, von den Arabern aufgezwungene Religion. Diese Sicht ist unter nationalistisch gesinnten Iranern verbreitet. Sie ist ein Spiegelbild des Weltbilds, das Ajatollah Chomeini und seine Anhänger vor und nach der Religion vertraten. Hier war das Volk, das islamische, das die sittlichen Werte hochhielt, und da der Schah, der Tyrann, der die islamischen Werte verletzte und fremde Werte, westliche Werte, in den Iran importierte. Gharb-Zadegi, Verwestlichung, war ein zentraler Vorwurf vieler Revolutionäre, auch linker Revolutionäre, gegen das Schah-Regime. An seine Stelle ist der Vorwurf der Eslam-Zadegi, der Verislamierung getreten. Dieser Begriff wird in der politischen Diskussion nicht verwendet, aber er trifft den Kern, weil auch hier ein Gedanke als etwas Volksfremdes etikettiert und deshalb aus der Diskussion ausgeschlossen werden soll.

Wie fremd ist der Islam, wie vorislamisch ist Nouruz?

Wenn der Islam „dem Volk“ so fremd wäre, ist die Frage, wieso Ajatollah Chomeini es in den ersten Jahren der Revolution geschafft hat, unter seinen Parolen Millionen von Menschen, Männer und Frauen, auf die Straße zu bringen. Wenn sich heute eine Mehrheit im Iran vom politischen Islam abwendet, liegt das dann daran, dass der Islam volksfremd ist, oder daran, dass die Mehrheit in den vergangenen vierzig Jahren so bittere Erfahrungen mit der „Herrschaft des Rechtsgelehrten“ gemacht hat, dass sie daraus ihre Schlüsse gezogen hat? Dann geht es nicht darum, etwas „Fremdes“ auszustoßen, sondern es zu verdauen. Schauen wir uns doch einmal konkret an, wie vorislamisch die iranischen Feste sind, die das Volk trotz des Gegendrucks der Islamisten am Leben erhält.

Sofreye-Haft-Sin und Nouruz

Wenn wir Ostergedeck und Frühlingsanfang sagen statt Sofreye-Haft-Sin und Nouruz, klingt es gar nicht mehr so orientalisch. Nehmen wir Nouruz, das persische Neujahrsfest zum Frühlingsanfang, das heutzutage 13 Tage dauert. Wie traditionell ist es denn, die Straßen in sämtlichen Städten mit Autos zu verstopfen und auf allen Grünstreifen zu picknicken und zu parken, um am 13. Tag – sizdah-be-dar – nicht zu Hause zu bleiben? Viele Iraner, auch die im Exil, versäumen es nicht, zum Neujahrsfest ein besonders Gedeck herzurichten, Sofreye-Haft-Sin genannt. Für die Sofreye-Haft-Sin werden dem dem Wort nach sieben Gegenstände, die mit S anfangen, auf dem Tisch platziert. Mehr dazu bei Wikipedia und bei Alischirasi unter dem Stichwort Haft-Sin. Diese Tradition wird als echt iranisch betrachtet. Und jetzt die Frage: Was ist Sin? Es ist der Name des Buchstaben s auf Arabisch. Warum hat man den arabischen Namen gewählt? Wie hieß denn der Name des Buchstaben in den Alphabeten, die vor dem Islam im Iran verwendet wurden? Und warum Sofre? Das ist ebenfalls ein arabisches Wort. Für diese „uriranische“ Tradition muss also die Schrift und der Wortschatz der „arabischen Eroberer“ herhalten. Und warum heißt dieses Gedeck Haft-Sin? Weil dort sieben Gegenstände zu sehen sind, die im Persischen mit S beginnen, lautet die Erklärung. Wer genau hinschaut, sieht jedoch, dass da in der Regel mehr Gegenstände stehen, mit Sin und ohne Sin. Sonbol, die Hyazinthe, zum Beispiel, ist ein häufiger Gast, das achte Sin im Bunde. Und dann gibt es den Spiegel, den Goldfisch oder ein Buch von Hafez. Samt und sonders alle nicht mit Sin beginnend. Nehmen wir an, der Name würde etwas Uriranisches bezeichnen, welche Gegenstände sind dann die Richtigen? Und wie sind die anderen dazugekommen? Und seit wann? Wie stabil und wie alt ist dann dieser Brauch in der aktuell gefeierten Version? Der Dichter Hafez lebte zu einer Zeit im Iran, als dieser schon islamisiert war. Selbst der Beiname Hafez verweist auf den Koran – so nannte man einen Menschen, der den Koran auswendig zitieren konnte. Was ist dann daran uniranisch, dass heutige Islamisten die Traditionen islamisieren wollen? Das geschieht doch schon seit Jahrhunderten!

Eine weitere Charaktergestalt des Neujahrsfestes ist der als Schwarzer mit roter Farbe verkleidete Hadschi Firuz. Firuz ist ein persischer Name, aber Hadschi ist ein Ehrentitel für diejenigen, die die Mekka-Pilgerfahrt absolviert haben, für einen gläubigen Muslim eine wichtige Aufgabe.

Was älter ist, hat Recht?

Amir Soltanzade schreibt, dass „die mehrere Tausend Jahre alte Vorgeschichte von Nouruz und Schabe Yalda und deren Traditionen wesentlich über die Religion hinaus verbreitet waren und nach der Überzeugung einiger Historiker seit Darius I. Eingang in den iranischen Kalender gefunden haben. Es heißt, dass die Landwirtschaft damals die Hauptbeschäftigung der Bevölkerung gewesen sei und die Iraner deshalb der Natur besondere Ehre erwiesen. Der Wechsel der Jahreszeiten war für das Volk sehr wichtig. Und so kam es, dass sich hieraus nach und nach eine verbreitete Tradition entwickelte.“

Das Volk und die Narren

Dieses Bemühen, Traditionen möglichst alt erscheinen zu lassen und daraus eine Legitimation zu schöpfen, ist keineswegs auf den Iran beschränkt. Hier eine Parallele aus der südwestdeutschen Vergangenheit. Zitat: „Er (Willi Hermann) übernahm die Leitung des Volksbildungswerkes innerhalb der NS-Gemeinschaft »Kraft durch Freude« im Kreis Stockach. Zu seinen Aufgaben zählte die politische Indoktrination der KdF-Reisenden im Sommer sowie der gesamten Bevölkerung des ländlich geprägten Stockacher Umlandes im restlichen Jahr. Auch die Stockacher Fasnacht (19)37 sollte hin zur alemannischen Volksfasnacht ausgerichtet und deren »germanisch-urtümlicher« Charakter gestärkt werden. Denn man feierte in Baden bislang – so die Konstanzer NS-Tageszeitung Bodensee-Rundschau – zwei getrennte Erscheinungsformen der Fasnacht: »Im alten Brauchtum der alemannischen Volksfasnacht und in den Neuerfindungen des städtischen Karnevals.« 38)“

„Willi Hermann trug in seiner Funktion als Leiter des Volksbildungswerkes des KdF auch zur Neuausrichtung der Stockacher Fasnacht bei, indem – ganz im Sinne der Förderung der alemannischen Volksfasnacht – im Februar 1936 ein großer Umzug organisiert wurde. 42)“

„So wird dieser Umzug ein rauschender Abschlußakkord frohbeschwingter Narrheit, das Jahrhunderte alt und doch ewig jung durch die alte Narrenstadt klingt. Stadt und Land, sie sind vereint bei der Stockacher Volksfasnacht am Fasnachtsdienstag.« 44)“

Die Zeiten des größten Ruhms

Amir Soltanzade schreibt weiter: „Ali Chamene‘i, der Führer der Islamischen Republik (Iran), erklärte in einem Treffen mit dem Regierungskabinett im Monat Schahriwar 1390 (23.8.-22.9.2011): Was das Interesse am Iran anbelangt, sollte statt der Betonung des vorislamischen Irans der Iran nach der Einführung des Islams im Zentrum stehen; denn in keiner geschichtlichen Periode hat der Iran solchen Ruhm erlangt wie nach der Einführung des Islams.“ Amir Soltanzade sieht darin eine weiteren Beleg dafür, wie die Geistlichen die Geschichte verfälschen wollen. Das lässt sich auch anders sehen.

Parallelen in der Türkei

Ein Blick auf die Türkei zeigt, dass Atatürk den Rest des vorigen osmanischen Reichs, der noch verblieben war, durch militärischen Widerstand gegen die Besatzungsmächte und Modernisierung des Staates nach europäischen Vorbildern zu einem modernen Nationalstaat aufbauen wollte. In dieser Perspektive war die rückständige Religion ein wesentliches Hindernis. Religiöse Orden wurden verboten, die religiösen Schulen abgeschafft und durch staatliche Schulen ersetzt, in denen Jungen und Mädchen gleichermaßen ausgebildet wurden, religiöse Gerichte wurden ebenfalls abgeschafft, selbst die Kopfbekleidung wurde per Gesetz dem Westen angepasst. Und was haben wir jetzt? Einen Staatspräsidenten, der sich symbolisch auf das Osmanische Reich bezieht, für den der Kalif in Istanbul als Oberhaupt der Muslime der damaligen Welt so etwas wie der Mittelpunkt der Welt war. Statt fünftes Rad am Wagen der EU zu spielen, die ständig neue Gründe erfindet, die Türkei nicht in die Europäische Gemeinschaft aufzunehmen, besinnt er sich zurück auf ein Osmanisches Reich als religiöses, politisches und wirtschaftliches Zentrum im Mittelmeeraum und den angrenzenden Regionen. Da kommt nicht die Frage auf, wieso das Gebilde zerbrochen ist, der Bezugspunkt ist der Ruhm und die Größe des damaligen Imperiums, das bis vor die Tore Wiens gelangte.

Zurück zum Iran

Diesen Größenwahnsinn findet man auch bei den iranischen Islamisten wieder. Ajatollah Chomeini, der Begründer der Islamischen Republik, wollte die Revolution in die ganze Welt exportieren. Die Revolution gegen den Schah als Stellvertreter der USA im Nahen Osten (der Gendarm am Persischen Golf), als Verbündeter Israels, sowie die Geiselnahme in der US-Botschaft in Teheran, die auch von einem US-Militärkommando nicht beendet werden konnte, das der damalige Präsident Carter entsandte, verliehen den iranischen Islamisten die Aura von echten Revolutionären, die auch unter Sunniten Anklang fand. Und das beharrliche Streben nach der Atombombe unter den Ajatollahs trotz aller wirtschaftlichen Kosten ist gleichfalls Ausdruck dieses Strebens nach „Größe“. Wenn ich die Atombombe habe, dann bin ich wer. Und was ist die Antwort des iranischen „Volks“ auf diese Suche nach Ruhm und Größe? Während Ajatollah Chamene‘i sie im Iran nach der Islamisierung findet, findet sie eine beachtliche gesellschaftliche Strömung im Iran in der Zeit davor. Da wird auf Persepolis (Tachte Dschamschid), auf König Kyros und König Dareios Bezug genommen, da wird der „Geburtstag“ von König Kyros begangen, und das Regime antwortet darauf mit Straßensperren und Bassidschi-Manövern in der Region. Beide Seiten jagen Geistern nach, Phantasiegebilden vergangener Größe, und nähren sich von Mythen wie der „ersten Menschenrechtserklärung der Welt“ vor 2500 Jahren unter dem Herrscher Kyros.

Was heißt es, Iraner zu sein?

Amir Soltanzade kommt über die Kritik an der Verfälschung der Traditionen und der iranischen Geschichte durch die islamistischen Machthaber schließlich zu seinem Kernpunkt, nämlich der Frage, was die Iraner definiert:

„Trotzdem weist alles darauf hin, dass die iranische Gesellschaft, sogar ein Großteil der gläubigen Muslime, gegenüber dem Druck der Regierung eine natürliche Reaktion an den Tag legen wie in jenen Zeiten, in denen fremde Völker den Iran besiegt hatten und bestrebt waren, die geltenden Bräuche zu ändern. Dieses Mal gehen sie nach demselben Vorbild vor, sie betonen die iranischen Traditionen und bewahren die eigene Kultur vor Veränderungen. Schabe Yalda und Nouruz sind de facto ein Teil der emotionalen Gemeinsamkeit und der gesellschaftlichen Erinnerung des Volkes, die wie ein Damm der Flut der neuen Kultur der islamischen theologischen Anstalten, die als islamische Kultur propagiert wird, standhalten. Viele Feste und Bräuche sind mittlerweise im Iran verloren gegangen. Aber diese beiden Beispiele sind die beiden einzigen Andenken an die iranische Kultur aus der Antike, deren Bewahrung für einen Großteil der iranischen Gesellschaft als Zeichen des Iraner-Seins gilt. Andererseits sind es gerade diese Traditionen, die angesichts der Globalisierung und der Angleichung der Kulturen das Privileg sein können, das ein Iraner mit dem andern teilt.“

Mit anderen Worten, egal ob ich im Iran oder im Exil in Lübeck lebe, wenn ich zum persischen Neujahr den Tisch mit dem Haft-Sin-Gedeck decke, dann bin ich Iraner. Das ist in der Summe ein recht bescheidener Anspruch. Da wird nicht vorausgesetzt, dass meine Eltern eine bestimmte Staatsangehörigkeit haben, dass ich an einem bestimmten Punkt der Welt geboren wurde oder eine bestimmte Sprache beherrsche, es reicht mein Tischlein-Deck-Dich, und ich bin Iraner. Das ist eine recht humane Einbürgerungsschwelle, falls Amir Soltanzade das wirklich so gemeint hat.

Aber es beantwortet nicht die Frage: Warum fühlen so viele Menschen das Bedürfnis, sich als etwas zu definieren, sei es als IranerIn, SchweizerIn oder AmerikanerIn, sei es als ChristIn, als MoslemIn oder als BuddhistIn, sei es als erfolgreiche/r UnternehmerIn, als solide/r HandwerkerIn oder als rüstige/r RentnerIn? Bringen wir den Kindern bei, dass sie nichts sind, wenn sie zu nichts gehören? Und wenn ja, warum? Weil wir auch nichts anderes gelernt haben? Wann kommt die Zeit, in der wir nachdenken, ob wir auch sein können, ohne Jemand zu sein?

zum Artikel von Amir Soltanzade:

https://www.peykeiran.com/Content.aspx?ID=220121

vom 30. Adhar 1399 (20. Dezember 2020)

سنت‌های ایرانی، سدی در برابر هجمه فرهنگی حکومت

https://fa.wikipedia.org/wiki/ابوالقاسم_خزعلی

وی خواستار جایگزینی عید غدیر خم به جای عید نوروز به عنوان جشن بزرگ ایرانیان شد.[۲۹] وی در سخنان پیش از خطبه نماز جمعه تهران گفت: «عید نوروز، عید درختان است، عید بزرگ ایرانیان باید عید غدیر باشد».[۳۰

30)آیت‌الله خزعلی: عید بزرگ ایرانیان باید عید غدیر باشد[پیوند مرده] (خبرگزاری ایرنا)

Link nicht mehr aktiv, 24.12.2020

zur Rede von Kenedy 1963 in Berlin:

https://de.wikipedia.org/wiki/Ich_bin_ein_Berliner

zur Fasnacht am Bodensee:

SCHRIFTEN DES VEREINS FÜR GESCHICHTE DES BODENSEES UND SEINER UMGEBUNG. Sonderdruck aus: 137. Heft 2019

Jürgen Klöckler: EINE IKONE DER FASNACHT AM BODENSEE

Zur NS-Vergangenheit des Konstanzer und Stockacher Fasnachters Willi Hermann, Zitate aus S.8

zum Thema Haft-Sin und Nouruz (sowie Ghadir Chumm):

https://de.wikipedia.org/wiki/Nouruz

https://de.wikipedia.org/wiki/Ghad%C4%ABr_Chumm

http://alischirasi.blogsport.de/2009/03/16/fruehling-sofre-haft-sin-nouruz-fest-und-das-mullah-regime/

Haft Sin sind sieben Elemente, die alle im Persischen mit dem Buchstaben „S“ beginnen, mit denen die Tafel des Nouruz-Festes (persisches Neujahrsfest), zu Frühlingsbeginn (um den 21. März) im Iran dekoriert wird. Sprossen symbolisieren dabei Munterkeit, Pudding aus Weizen symbolisiert Wohltat und Segen, Knoblauch symbolisiert Schutz, Mehlbeeren die Saat des Lebens, Essig steht für Fröhlichkeit, Gewürzsumach symbolisiert den Geschmack des Lebens und Äpfel die Gesundheit.

https://de.wikipedia.org/wiki/Gerber-Sumach

„Steinfrüchte, Sumak genannt (vermutlich von aramäisch summaq für dunkelrot)..“

https://en.wikipedia.org/wiki/Rhus_coriaria

The word originally comes from Aramaic summāqā ‚red‘, via Arabic, Latin, and French.[6]

Oxford English Dictionary, 3rd edition, September 2019, s.v.

https://de.wikipedia.org/wiki/Haft_Sin

    Sabze (سبزه „Grünes“, hier: „Weizen“-, „Gersten“- oder „Linsensprossen“) symbolisiert Munterkeit (sabz o choram „lebendig und munter“)

    Samanak/Samanou[6] (سمنو „Malz aus Weizen“) symbolisiert Wohltat und Segen

    Sir (سیر „Knoblauch“) symbolisiert Schutz

    Sendsched (سنجد „Mehlbeere“) symbolisiert die Saat bzw. den Keim des Lebens

    Serkeh[7] (سرکه „Essig“) symbolisiert Geduld und Fröhlichkeit

    Somagh (سماق „Gewürzsumach“) symbolisiert den Geschmack des Lebens

    Sib (سیب „Apfel“) symbolisiert Schönheit und Gesundheit

Ferner kann der Haft-Sin-Tisch mit weiteren Elementen geschmückt werden:

    Sonbol, gesprochen auch Sombol (سنبل „Hyazinthen“) symbolisiert Freundschaft

    Sekeh (سکه „Münze“) symbolisiert Wohlstand

    Ayineh (آیینه „Spiegel“) symbolisiert Reinheit und Ehrlichkeit

    Scham’ (شمع „Kerze“) symbolisiert Feuer

Tochm-e morgh-e rangi (تخم مرغ رنگی „Gefärbte Hühnereier“). Das Ei symbolisiert Fruchtbarkeit. Die Anzahl richtet sich meistens nach der Zahl der Familienmitglieder, vier Personen = vier Eier. Sie sind den Ostereiern vergleichbar.

Mahi ghermez (ماهی قرمز „Rotfisch“, Goldfisch) im Wasser symbolisiert Glücklichkeit. Alternativ werden auch Narendsch (نارنج „Bitterorangen“) in eine Schüssel mit klarem Wasser gelegt.

Ketāb (کتاب „Buch“) symbolisiert Weisheit; üblich sind Der Diwan von Hafis, das Schāhnāme von Abū l-Qāsem-e Ferdousī, oder je nach Glaubensrichtung das Avesta, der Koran, die Bibel oder die Tora.

zum Thema antikes Iran, Kyros und die Menschenrechte:

https://de.wikipedia.org/wiki/Persepolis

https://de.wikipedia.org/wiki/Pasargadae

http://alischirasi.blogsport.de/2015/01/02/ein-gespenst-geht-um-im-iran-die-menschenrechtserklaerung/

https://alischirasi.wordpress.com/2017/10/30/iran-ruhe-in-frieden-kyros/