Iran: Ein Richter verschwindet

Richter Gholamreza Mansuri


In den letzten Tagen ist in den iranischen Medien viel über den Richter Gholamreza Mansuri geschrieben worden. Er war Richter am Gericht für Kultur und Medien (Dadsaraye Farhang Wa Resane), das 2010 (1389) gegründet wurde. Als solcher war er auch direkt für die Verfolgung u.a. von Azam Jangravi (A’sam Dschangrawi) verantwortlich, einer der „Frauen der Revolutionsstraße“, die öffentlich ihre Kopfbedeckung abgenommen hatten.
Das war aber nur ein Teil seiner Aktivitäten. Vor kurzem war im Iran ein Herr mit dem nicht seltenen Namen Tabari verhaftet worden, dem eine führende Rolle in der staatlichen Korruption nachgesagt wird. Sein Name ist eng mit dem von Richter Gholamreza Mansuri verknüpft, und es bestand die Gefahr, dass das Ermittlungsverfahren wegen Korruption auf ihn ausgeweitet wird. Wäre er verhaftet worden, hätte das für viele in die Korruption verwickelte Machthaber eine sehr unerfreuliche Öffentlichkeit bedeutet, sofern er ausgesagt hätte.
Aber dazu kam es nicht.

Gholamreza Mansuri in Deutschland
Richter Gholamreza Mansuri setzte sich nach Deutschland ab. Das schreiben zumindest verschiedene iranische Medien. In Deutschland soll er mit der iranischen Botschaft Kontakt aufgenommen haben, die ihm empfohlen habe, nach Rumänien zu gehen. Er soll dann nach Rumänien geflogen und in einem Hotel in Bukarest untergekommen sein. Angeblich habe er dort die iranische Botschaft kontaktieren wollen, um in den Iran zurück zu fliegen.

unten das veröffentlichte Bild, angeblich mit der Leiche des Richters, oben eine Fotobearbeitung, wie groß der Sack tatsächlich sein müsste – vom Gewicht ganz zu schweigen

Und dann wurde in den Medien ein Foto veröffentlicht, auf dem ein Sack mit einer Leiche von zwei Männern aus einem Gebäude getragen wird. Angeblich habe er am Samstag, den 20. Juni 2020, in Bukarest Selbstmord begangen, indem er aus dem Fenster des Hotels gesprungen sei. Die Gerüchteküche sprach dann von einem Mord. Auffällig war, dass die Leiche nicht gezeigt wurde, und das „Beweisfoto“ mit dem Sack und der Leiche ist gleichzeitig ein Dementi aller Behauptungen. Ein Mann mit der Leibesfülle von Gholamreza Mansuri sollte doch etwas mehr Volumen einnehmen als das, was in dem Sack zu sehen ist. Selbst nach einem Sprung aus dem fünften Stock. Da weder die rumänischen Medien noch die rumänische Polizei als unbestechliche Quelle für die Wahrheit seines Aufenthalts in Rumänien und für seinen Tod herangezogen werden können, und da die iranische Botschaft in Rumänien der „Wahrheit“ mit etwas Bakschisch nachhelfen kann, können wir also nicht einmal mit Sicherheit sagen, dass dieser Mann überhaupt in Rumänien war. Was wir sicher sagen können, dass sich seine sichtbare Spur verloren hat und dass es kein Foto von seinen sterblichen Überresten gibt, die seinen Tod belegen könnten. Es ist denkbar, aber nicht bewiesen, dass ihm iranische Machthaber beim Untertauchen in einem anderen Land geholfen haben.

Azam Jangravi mit ihrer Tochter

Azam Jangravi berichtet
In diesem Umfeld ist folgendes Interview mit Azam Jangravi zu sehen, dass von Radio Farda durchgeführt wurde. Azam Jangravi scheint offenkundig anzunehmen, dass Richter Gholamreza Mansur tatsächlich gestorben ist, aber das tut dem keinen Abbruch, was sie selbst im Umgang mit ihm erlebt hat. Azam Jangravi war am 26. Bahman 1396 (Februar 2018) verhaftet worden, als sie in der Revolutionsstraße in Teheran auf ein Podest stieg und dabei ihre Kopfbedeckung in der Öffentlichkeit schwenkte, als Zeichen des Protests gegen die Zwangsverschleierung. Sie wurde dann aus der Zelle einem jungen Verhörbeamten vorgeführt, der von ihr erst ein „Geständnis“ wollte, dass sie für Israel und Amerika spioniert haben und der ihr dann riet, vor Richter Mansuri nichts zu sagen.

Azam Jangravis Begegnung mit Richter Mansuri
Azam Jangravi schildert ihre Begegnung mit Richter Mansuri:
Sie wurde in einen Raum mit einem großen Tisch geführt. Der Raum war leer. Sie setzte sich auf einen Stuhl neben dem Tisch. Ein paar Minuten später kam ein fülliger Geistlicher rein und schrie sie an: Sind wir hier zu Besuch bei der Tante, dass du dich hingesetzt hast? Steh auf!
Er beschimpfte Azam dann als Hure, die wohl einen Ehemann suche, und sich deshalb auf das Podest gestellt habe.
Dann blätterte er in ihrer Akte und fragte:
„Fährst du Auto? Hast du einen Führerschein? Damit ist jetzt Schluss, du wirst nicht mehr Auto fahren.“ Darauf wurde ihr Auto drei Monate lang beschlagnahmt.
Mansuri fragte weiter: „Arbeitest du? Du bist verrückt, du bist gar nicht arbeitsfähig. Du darfst künftig nicht mehr arbeiten.“ Und zwei Tage später erfuhr sie, dass Akram Masurimanesh, die Direktorin des Instituts für Frauenstudien und -forschung, vorgeladen und aufgefordert worden war, Azam Jangravi zu entlassen. Sie wurde entlassen und erhielt nicht einmal ihren letzten Monatslohn ausgezahlt.
Dann fragte Mansuri: „Studierst du? Das hat jetzt ein Ende, du bist nicht befähigt, zu studieren. Zwei Monate später, als sie ihre Abschlussarbeit an der gemeinnützigen Hochschule Eyvanekey (zwischen Teheran und Garmsar gelegen) zum Thema „Künstliche Intelligenz und Roboter“ ablegen wollte, wurde ihr gesagt, sie dürfe das nicht. So konnte sie ihr Studium nicht abschließen.
Eine weitere Drohung von Richter Mansuri betraf Azams Tochter. Er sagte zu Azam: „Du bist verrückt, du hast kein Recht, die Fürsorge über ein Kind auszuüben. Ich nehme dir deine Tochter weg und übergebe sie an die Vormundschaftsbehörde.“
Obwohl Azam sich nach dem Gesetz hatte scheiden lassen und auch die Vormundschaft über die Tochter besaß, wollte Mansuri sie ihr nehmen.
Während des Verhörs rief Richter Mansuri den Ermittler an und fragte ihn, warum er Azam noch nicht ins Qaretschak-Gefängnis geschickt habe. (Das ist ein besonders berüchtigtes Gefängnis im Iran).
Richter Mansuri sorgte dafür, dass Azam Jangravi wegen des Protests gegen die Zwangsverschleierung zu drei Jahren Gefängnis verurteilt wurde und dass außerdem eine Stunde nach dieser Verhandlung eine zweite Verhandlung zur Aberkennung der Vormundschaft über die Tochter durchgeführt wurde. Gegen geltendes Recht verpflichtete dieses Gericht die Mutter, ihre Tochter an den Vater zu übergeben, der sich die letzten fünf Jahre nicht für seine Tochter interessiert hatte. Azam Jangravi ging dann zu dem Gericht, dass das Scheidungsurteil ausgesprochen hatte, aber die konnten es nicht im System finden, obwohl Azam den Vollstreckungsbefehl des Urteils vorlegen konnte. Es blieben nur noch zehn Tage bis zur festgesetzten Frist, als die Mutter beschloss, mit ihrer Tochter zu fliehen. Über die Türkei flohen sie in einen Drittstaat, um sich vor weiterer Verfolgung zu schützen. Dort hat Azam Jangravi nun von den angeblichen Tod dieses Richters erfahren.

http://www.pyknet.net/1399/09tir/02/page/mansouri.htm
vom 22.06.2020
روزنامه جمهوری اسلامی: قتل بود نه خودکشی

آیا قاضی منصوری از آلمان برای

مرگ به بخارست پاس داده شد؟

https://www.peykeiran.com/Content.aspx?ID=209033
vom 2. Tir 1399 (22.06.2020)
چرا تصویری از جسد قاضی منصوری منتشر نشده است

https://news.gooya.com/2020/06/post-39988.php
vom 20. Juni 2020
دختر خیابان انقلاب، چگونه قاضی منصوری زندگی مرا ویران کرد

https://fa.wikipedia.org/wiki/غلامرضا_منصوری

https://en.wikipedia.org/wiki/2017%E2%80%932019_Iranian_protests_against_compulsory_hijabhttps://fa.wikipedia.org/wiki/دخترانخیابانانقلاب