Iran: Ehemaliger Bildungsminister tötet seine zweite, junge Frau

Moahammad-Ali Nadschafi ist ein bekannter Mann im Iran. Früher war er Bildungsminister in der Regierung Rafsandschani, zuletzt war Oberbürgermeister von Teheran. Ihm wird eine sehr enge Beziehung zum Religiösen Führer Chamene’i nachgesagt. Gestern hat er seine zweite, junge Frau, Mitra Ostad, mit einer Pistole erschossen. Die Polizei gibt an, dass er fünf Schüsse abgefeuert hat. Die Pistole ist sichergestellt.


Mitra Ostad und ihr Mörder, Moahammad-Ali Nadschafi

Nadschafi gibt die Tat zu. Angeblich hat er seine Frau wg. sexueller Kontakte mit einem anderen Mann getötet. Er hat sich selbst gestellt und ist in Polizeigewahrsam.

Zwei iranische Nachrichtenagenturen haben inzwischen berichtet, dass er vor der Tat in der heiligen Stadt Ghom war und einen Rechtsgelehrten besucht hat. Offensichtlich hat er sich vor der Tat Rechtshilfe geholt. Womöglich hat er es schriftlich bekommen.

Ihr Sohn hat in einem Interview erzählt, wie gewalttätig Nadschafi ist. Öfters musste er mit ansehen, wie seine Mutter von Nadschafi misshandelt wurde. Als er einmal dazwischen gegangen ist, hat sein Vater auch ihn geschlagen und ihm sogar die Hand gebrochen.

Kommentar:

Für uns sieht es wie ein geplanter Eifersuchtsmord aus. Die Tatsache, dass Nadschafi nach Ghom reiste und sich von einem Mullah beraten ließ, deutet darauf hin, dass die Tat nicht im Affekt geschah sondern gründlich geplant wurde. Nach der Scharia kann er, aber muss er nicht unbedingt bestraft werden. Eine Hinrichtung wäre theoretisch möglich, ist in seinem Fall aber höchst unwahrscheinlich. Ein Anwalt argumentiert genau so: eine Hinrichtung käme nicht in Frage. Möglich wäre auch eine kurze Gefängnisstrafe oder eine Geldstrafe.

Im Iran unterliegen Männer und Frauen hinsichtlich der Scharia einer sehr unterschiedlichen Rechtsprechung. Frauen müssen in solchen Fällen häufig mit einer Hinrichtung rechnen. Auch würde bei einer Frau die Geldstrafe doppelt so hoch angesetzt wie bei einem Mann. Der Seitensprung einer Frau gilt nach der Scharia für sich schon als Straftat, während ein Mann ganz legal bis zu vier Frauen gleichzeitig haben kann und kurzfristig noch sehr viel mehr. Wenn ein Mann seiner Frau einen Seitensprung durchgehen lässt, wird er ausgelacht und verliert seine Ehre. Er gilt nicht mehr als richtiger Moslem. Er wird von der Scharia geradezu zu so einer Tat gezwungen.

Nach dem religiösen Modell im Iran und der Scharia können die Mächtigen an der Spitze des iranischen Staats machen was sie wollen. Nadschafi gehörten als ehemaliger Bildungsminister und Oberbürgermeister zu den Mächtigsten im Land.