Iran: Bald Erdölimporteur?

Bild des Ölfeldes Soroush im Persischen Golf

Mahsan Khojaste-Mehr, Exekutivdirektor des Nationalen Erdölgesellschaft des Irans, hat erklärt, dass man mit der derzeit im Iran existierenden Technologie weniger als 30% der vorhandenen Erdöl- und Gasreserven im Lande ausbeuten kann.

Der Iran verfügt über die zweitgrößten Erdgas- und die viertgrößten Erdölvorkommen der Welt, ist aber mit einem starken Rückgang der Produktion konfrontiert. Das sei auf fehlende Technologie durch die Wirtschaftsembargen und die Misserfolge des Staates zurückzuführen.

Laut Angaben des iranischen Erdölministeriums und der US-Energiebehörde haben 80% der aktiven Erdölfelder im Iran schon die erste Hälfte ihrer Lebenszeit überschritten, so dass jährlich mit einem Rückgang von 8-12% der Fördermenge zu rechnen sei.

Laut Javad Ouji, dem iranischen Erdölminister, ist die Tagesproduktion an Erdöl im Iran von 30.000 bis 50.000 Barrels auf 1000 bis 2000 Barrels gesunken. Der Erdölminister warnte, der Iran müsse 160 Milliarden Dollar (?) im Erdöl- und Erdgasbereich investieren, sonste werde der Iran künftig Netto-Importeur dieser Produkte.

Nach Angaben von Javad Ouji liege der Ausbeutungskoeffizient (Recovery Factor) der Erdölfelder im Iran nach amtlichen Angaben bei 20%, durch Injektionen von Wasser und Gas werde dieser auf 25% gesteigert.

Laut Angaben der Britischen Erdöl- und Erdgasbehörde ist dieser Ausbeutungskoeffizient für jedes Erdölvorkommen verschieden. Er hängt ab von der Porosität des Gesteins, dessen Durchlässigkeit, Aufteilung in einzelne Kammern durch geologische Prozesse, von der Sättigung des Öls mit Wasser, von den Fließeigenschaften des Rohöls u.a. 2017 betrug der Ausbeutungskoeffizient für britische Erdölvorkommen auf dem Kontinentalschelf 43%.

Radio Farda nennt Beispiele aus der Golfregion für diesen Ausbeutungskoeffizient. Saudiarabien hat die Ausbeutung im Erdölfeld von Ghawar 2015 auf 30% gesteigert. Dann hat es das bei der Ausbeutung freiwerdende Kohlendioxid wieder eingefangen und in die Felder zurückgepumpt, so dass die Ausbeutung für das Erdölfeld Ghawar jetzt bei 50% liegt. Ein Koeffizient von 70% wird angestrebt.

Qatar, das gemeinsam mit dem Iran das Erdölfeld Pars Janubi ausbeutet, hat mit Hilfe ausländischer Firmen zehnmal größere Erdölplattformen gebaut als der Iran und ist so zum größten Flüssiggas-Exporteur der Welt geworden. Nach Unterzeichnung des Atomabkommens zwischen dem Iran und den westlichen Industriestaaten hatte die französische Firma Total vor, ebenfalls im Erdölfeld Pars Janubi zu investieren. Als die USA sich aus dem Abkommen zurückzog, hat auch Total von dem Vertrag Abstand genommen.

Der Artikel, der sich auf den Erdöl-Manager Mahsan Khojaste-Mehr und den Erdölminister Ouji beruft, macht dafür die rückständige Technologie verantwortlich, über die der Iran verfügt.

Mit keinem Wort erwähnt der Artikel die massive Militarisierung der Erdölfelder, die Auslagerung der Produktion auf Leiharbeiter zu immer schlechteren Löhnen und die zunehmenden Streiks, die daraus resultieren. Der Grund dafür mag darin liegen, dass lukrative Posten in der Erdölwirtschaft im Iran der Kontrolle der Revolutionswächter und des Religiösen Führers unterliegen (dies wird hier als widerlegbare Vermutung geäußert) und die Inhaber solcher Posten sich hüten werden, ihren Schutzpatronen ans Bein zu pissen.

Welches Gewicht der technologische Rückstand und welches die miserablen Arbeitsbedingungen haben, erfahren wir daher nicht.

Ob es im Endeffekt für die iranische Bevölkerung von Vorteil ist, wenn die Vorkommen später ausgebeutet werden und die Vorräte länger halten, ob es für die Klimaentwicklung ein Vorteil ist, wenn der Iran hier nicht voranprescht, sind ebenfalls Fragen, die außen vor bleiben.

Denn im Iran zählt ebenso wie hierzulande das Geld, das jetzt flüssig gemacht werden kann, und nicht der Schaden, der die jetzt heranwachsenden Generationen belasten wird.

Quellen:

https://www.radiofarda.com/a/31617608.html

مقام ارشد وزارت نفت: فعلا کمتر از ۳۰ درصد منابع نفت ایران قابل استخراج است

Vom 29. Adhar 1400 (20.12.2021)

September 2017