Iran: Außenminister empfängt Taliban

Taliban-Delegation in Teheran (Quelle)

Eine Delegation der afghanischen Taliban unter Führung von Abdul Ghani Baradar hält sich seit dem 26. Januar 2021 (7. Bahman 1399) in Teheran auf, wo sie sich unter anderem mit dem iranischen Außenminister Zarif getroffen hat.

Dawakhan Mine-Pal, der Sprecher des afghanischen Staatspräsidenten, erklärte darauf, dass diese Gruppe „kein Vertreter des afghanischen Volks“ sei, sondern nur eine „kleine Gruppe, die sich selbst vertrete“.

Rahmatollah Andar, der Sprecher des Sicherheitsrats von Afghanistan, erklärte am 1. Februar 2021 gegenüber Radio Azadi, dass die Taliban „die Verantwortlichen für die gegenwärtigen Unruhen“ in Afghanistan seien.

Laut einer Meldung der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim soll der iranische Außenminister Mohammad Jawad Zarif, geäußert haben, dass der Iran die Bildung eines „übergreifenden Islamischen Staates“ in Afghanistan unterstütze und dass die Bedingungen dafür geschaffen werden müssten, dass eine Regierung der Zukunft in Afghanistan auf Beteiligung aller beruhe.

Die Taliban aus Afghanistan haben sich auch mit Ali Schamkhani, dem Sekretär des Hohen Nationalen Sicherheitsrats des Irans, getroffen. Nach dem Treffen lobte Ali Shamkhani die Rolle der Taliban im Kampf gegen die USA, was ihm Kritik von Generalstabschef von Afghanistan eintrug.

Gegenüber dem afghanischen Fernsehsender Tolu‘-News soll der iranische Außenminister noch am 19. Dezember 2020 (29. Adhar 1399) erklärt haben: „Nach Gesetzeslage hat der Iran die Taliban noch nicht von der Liste terroristischer Gruppen gestrichen.“

Laut Angaben der „Unabhängigen Menschenrechtskommission von Afghanistan“ sollen allein in der afghanischen Provinz Herat im Jahr 2020 87 Menschen durch Gewalttätigkeiten ums Leben gekommen sein, davon rund 70 durch die Taliban.

Die US-Regierung (gemeint ist möglicherweise noch die Regierung von Trump) soll den Iran beschuldigt haben, die Taliban mit Waffen und Geld zu unterstützen.

Während dieser Bericht dieses Treffen des iranischen Außenministers mit den Taliban kritisiert, sollte man aufpassen, wer wen vor seinen Karren spannen will. Das iranische Außenministerium behauptet zum Beispiel, dass die Gespräche im Iran mit Kenntnis und auf Wunsch der afghanischen Regierung erfolgt seien. Ein indischer Pressebericht vom Februar 2019 zitiert den US-Sonderbeauftragten Karzai mit den Worten, dass sich die USA dafür eingesetzt hätten, dass Abdul Ghani Baradar freigelassen wurde. Er war am 8. Februar 2010 in Karachi verhaftet worden und wurde am 25. Oktober 2018 wieder freigelassen. Demnach verdankt Abdul Gahni Baradar die Freilassung nach achteinhalb Jahren Gefangenschaft in Pakistan den USA (wohl ebenso wie seine Inhaftierung). Ziel der Freilassung sei wohl gewesen, die Friedensgespräche zwischen Taliban und der afghanischen Regierung voranzutreiben.

Und da Abdul Ghani Baradar während der Herrschaft der Taliban in Afghanistan (1996-2001) unter anderem Gouverneur der an den Iran angrenzenden Provinz Herat war, kann es durchaus sein, dass hinter den Kulissen Absprachen zwischen der afghanischen, der iranischen und der US-Regierung erfolgt sind, um alle Beteiligten an einen Tisch zu bringen. Es nützt ja nichts, den Iran als Bösewicht aus den Verhandlungen auszuschließen, wenn er dann über die gemeinsame Grenze mit Herat weiterhin Geld und Waffen an die Taliban liefert.

Was Regierungen und ihre Sprecher nach außen verkünden und was sie wirklich tun, sind zwei paar Dinge. Wir sehen nur die Fassade.

Quellen:

https://www.nationalheraldindia.com/international/pakistan-frees-taliban-co-founder-at-us-request-will-play-constructive-role-in-afghan-peace-initiative
vom 09.02.2019

https://en.wikipedia.org/wiki/Abdul_Ghani_Baradar

https://de.wikipedia.org/wiki/Abdul_Ghani_Baradar

http://www.iran-emrooz.net/index.php/news1/87677/
vom 01.02.2021
واکنش‌ها به دیدار طالبان و ظریف:
طالبان مسئول بدبختی و ناآرامی‌های افغانستان است