Schwarze Iraner im Iran – eine kultivierte, aber unterdrückte Minderheit und Opfer von Diskriminierung

تصویری از نوازندگان در جشنواره فرهنگی انبه و یاسمین در میناب، هرمزگان
Musiker beim Mango- und Yasmin-Kulturfestival in Minab, Hormozgan

Als die „Black Lives Matter“ – Bewegung ins Leben gerufen wurde, nutzten Beamte und Medien der Islamischen Republik Iran die Gelegenheit und starteten eine Propagandakampagne gegen die Vereinigten Staaten und andere westliche Länder, aber diese Beamten und Medien sprachen nie über den Status und die Bedeutung des „Schwarzen Iran“. Sie sagten kein Wort.

Schwarze in der alten iranischen Literatur, von der Poesie von Hafez und Rumi bis zu Nasser Khosrow und Sanai, sind hässliche und wertlose Menschen. Diese Dichter haben Schwarze in ihren Werken mit Worten wie „Hindu“, „Zangi“ und „Abessinier“ verurteilt.

Dieses traditionelle Denken in der neuen Ära hat zu einer weitverbreiteten Diskriminierung sowohl durch die iranische Regierung als auch durch die Gesellschaft geführt, indem die Existenz der Menschen afrikanisch-iranischer Herkunft ignoriert wurde und ein Mangel an Bewusstsein und Information über sie herrscht.

Entstehung der „Gesellschaft der Schwarzen Iraner

„Wir sind auch Teil der vielfältigen iranischen Gesellschaft. Wenn Sie genau hinschauen, werden Sie uns sehen.“

Gesellschaft der Schwarzen Iraner


Dies ist das Motto der „Gesellschaft der Schwarzen Iraner“, die kürzlich ihre Existenz angekündigt hat, indem sie eine Website gestartet, Konten in sozialen Netzwerken eröffnet und Inhalte einschließlich Animationen produziert hat.

Laut der Gesellschaft der Schwarzen Iraner selbst handelt es sich um eine „gemeinnützige, nichtstaatliche Organisation mit mehreren Zweigen“.

Die Organisation zielt darauf ab, die Stimmen von Schwarzen und Afrikanern zu unterstützen, in den Iran auszuwandern, über die Verbindung zwischen afrikanischer, schwarzer und iranischer Identität aufzuklären und die Anerkennung der Erfahrungen von Schwarzen in iranischen Erzählungen zu unterstützen.

In der gegenwärtigen Situation im Iran, in der zahlreiche Berichte über Menschenrechtsverletzungen und Minderheiten veröffentlicht werden, spiegelt sich die Entstehung der Gesellschaft Schwarzer Iraner in den internationalen Medien wider, insbesondere in der Region am Persischen Golf.

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Collective for Black Iranians, https://collectiveforblackiranians.org/


So berichtet der Sender Al-Jazeera über Priscillia Kounkou-Hoveyda, der Gründerin der Organisation. Sie sagt, dass die Hauptzielrichtung bei Gründung ihrer Organisation auf drei Säulen beruhte: der Stärkung, die Ausbildung und die Verteidigung. Sie wollen die Geschichte derer betonen, die aus der afrikanisch-iranischen Kultur stammen und trotz ihrer iranischen Herkunft afrikanische Wurzeln haben.

Frau Kounkou-Hoveyda wurde in Frankreich als Tochter eines kongolesischen Vaters und einer iranischen Mutter geboren, verbrachte jedoch ihre Kindheit während des Iran-Irak-Krieges in Teheran und Isfahan. Sie erinnert sich gut daran, wie sie und ihre Familie während der Bombardierung der Städte im Keller Zuflucht gesucht haben, und ihr Großvater „den Koran rezitierte, um die Bombardierung zu stoppen“.

Frau Kounkou-Hoveyda die jetzt mit den Vereinten Nationen und NGOs in Afrika zusammenarbeitet, sagte Al-Jazeera, dass die Gründung einer Gesellschaft Schwarzer Iraner unter Beteiligung von fünf anderen Menschen, die in vier verschiedenen Ländern leben, eine „Liebesbeziehung“ sei.

Durch die Veröffentlichung von Stücken aus Geschichte, Literatur, kurzen Animationen, Fotografien und Musik versuchen sie, Themen im Zusammenhang mit schwarzen Iranern zu vermitteln, insbesondere die Geschichte der Sklaverei im Iran. 1927 wurde auf britische Initiative hin der Sklavenhandel im Iran verboten.

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Photo von Behnaz Mirzai

Mitglieder der Gesellschaft der Schwarzen Iraner diskutieren auch den Ort der Schwarzen in der iranischen Gesellschaft und ihre Manifestation in der Kultur und Kunst dieses Landes.

Beeta Baghoolizadeh, Professorin für Geschichte und Afrikastudien an der Bucknell University schreibt diesbezüglich einen Kommentar auf dem Twitter-Account der Gruppe Schwarzer Iraner und erzählt einen Auszug der Geschichte von Nahim, einem Afrikaner an Bord eines Schiffs.

Mitglieder der schwarzen iranischen Gesellschaft betonen, dass die Verbindung zwischen dem Iran und Afrika mindestens tausend Jahre zurückreicht.

Eine Reihe von Tweets thematisierte sodann die iranische Migration nach Ostafrika: „Heute scheint die Kluft zwischen dem Iran und der Ostküste Afrikas viel größer zu sein als vor einigen Jahrhunderten.“ „Diese Entfernung war in der Vergangenheit so gering, dass eine Gruppe von Shirazi-Prinzen an der Küste Ostafrikas (Suaheli) gelebt und jahrhundertelang Beziehungen zum Iran unterhalten haben soll.“

Dementsprechend wird gesagt, dass die Migration von Shirazis nach Sansibar auf das frühe 10. Jahrhundert n. Chr. zurückgeht. Es ging um „bessere Geschäftsmöglichkeiten“ und mit der Fortsetzung des Handels zwischen Sansibar und dem Iran, um die Beziehungen zwischen den beiden Regionen sowie den wachsenden kulturellen Austausch. Einige in dieser Region beanspruchen inzwischen das „Shirazi-Kulturerbe“.

Obwohl die Gesellschaft der schwarzen Iraner selbst erklärt hat, dass „einige Gelehrte die Richtigkeit dieser Behauptungen in Frage gestellt haben und behaupten, dass die Informationen von diesem Datum weitaus instabiler sind, als mit Sicherheit angegeben werden können“, zitiert sie die Karte des Indischen Ozeans in dem Buch. „al-Masalik wa-l-mamalik“ („Buch der Wege und Provinzen“) von Abu Ishaq Ibrahim Istachri und stellt fest, dass „Istachri links und rechts eine lange Linie zur Küste Sansibars zieht, zur Arabischen Halbinsel, zum Tigris, zu mehreren Hafenstädten entlang des Persischen Golfs, zum Mehran und zu einem großen Dreieck. „(Einschließlich des indischen Subkontinents).“

Die Gesellschaft der Schwarzen Iraner kommt zu dem Schluss, dass „Istachris Karte den Persischen Golf nicht separat darstellt, sondern mit dem Indischen Ozean verbindet und uns zeigt, wie nahe die beiden Küsten und ihre Menschen sind.“

Die iranische Regierung hat bei dieser Vernachlässigung eine entscheidende Rolle gespielt, aber in den letzten Jahren hat die Aufmerksamkeit für dieses Thema aufgrund individueller Bemühungen etwas zugenommen.

چند جوان هرمزگانی در ساحل خلیج فارس در بندرعباس
Junge Männer in Bandar Abbas

Behnaz Mirzaei, eine iranisch-kanadische Forscherin und Professorin an der Brock-Universität, war maßgeblich daran beteiligt. Sie, als eine der wenigen ForscherInnen über iranische Schwarze, betrachtet etwa 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung im südlichen Iran als ethnisch-afrikanisch und sagt, dass selbst viele Mitglieder der afro-amerikanischen Gemeinschaft ihre ethnische Zugehörigkeit, Vergangenheit oder familiäre Herkunft nicht kennen.

Laut einigen Quellen geht die Geschichte Iraner afrikanischer Herkunft über 500 Jahre zurück, zu einem Zeitpunkt, als portugiesische Kaufleute tausende Afrikaner an die Südküste des Iran brachten.

Laut Behnaz Mirzaei brachten arabische Händler später im 18. bis 20. Jahrhundert Sklaven aus Nord- und Nordostafrika, insbesondere Tansania, Kenia, Äthiopien und Somalia, in den Iran. Diese Sklaven waren in den Bereichen Fischerei, Landwirtschaft, Hausarbeit, Babysitting und sogar Militärdienst tätig.

Es wird gesagt, dass im 19. Jahrhundert mehr als 200.000 schwarze Sklaven in den Iran gebracht wurden.

Laut dieser Forscherin leben Afrikaner in einigen Gebieten, insbesondere in Sistan und der Provinz Belutschistan, nach sektiererischen Systemen. Dies bedeutet zum Beispiel, dass sich die „Doorzadehs“ in dieser Region den „Sklaven“ überlegen fühlen, weil sie sagen, dass ihre Vorfahren keine Sklaven waren.

Veröffentlichung von Kunstwerken über afrikanische Herkunft im Iran

In den letzten Jahren haben iranische Künstler auch Werke auf diesem Gebiet geschaffen. Zum Beispiel veröffentlichte Mahdi Ehsaei, ein iranisch-deutscher Fotograf, vor fünf Jahren in Deutschland ein Fotobuch mit dem Titel „Afro-Iran Photo Book“, das sechzig Fotos von schwarzen Bewohnern des südlichen Irans enthält.

Mahdi Ehsaei erzählt, wie er selbst die Existenz dieser Minderheit im Iran erst während eines Fußballspiels bemerkt hat, bei dem eine Mannschaft aus Hormozgan spielte. Er erkannte damals, dass eines der Lieder, das vom Chef der Fans der Fußballmannschaft gesungen wurde, „mehr afrikanisch als iranisch“ war.

Dieser Fotograf interessierte sich sodann für dieses Thema und reiste in den Süden des Irans, um Fotos zu machen. Dort hatte die Gegenwart von Menschen afrikanisch-iranischer Herkunft trotz ihrer geringen Anzahl tiefgreifende Auswirkungen auf die Kultur und Bräuche der südlichen Region des Irans, z.B. auf die Musik und die Kleidung.

دو عضو گروه موسیقی لیان بوشهر در یکی از اجراهای این گروه در تالار وحدت تهران
Zwei Mitglieder der Lian Bushehr Band bei einer der Aufführungen der Gruppe in Teherans Vahdat Halle

Saeed Shanbehzadeh, ein in Frankreich lebender iranischer Musiker und Musiker afrikanischer Abstammung, sagte, Bushehr sei die einzige Stadt, in der Menschen bei Beerdigungen tanzen, und es sei „eine von Afrika geerbte Tradition“.

In den letzten Jahren hat er ein Album mit dem Titel „Pure Africa“ ​​veröffentlicht, das eine Hommage an seine afrikanischen Vorfahren ist.

„Die afrikanisch-iranische Kultur wird im Iran nicht anerkannt“, sagte Shanbehzadeh gegenüber der französischen Zeitung Le Point. „Wenn Sie einem schwarzen Iraner sagen, dass er ein Nachkomme von Afrikanern ist, ist das eine Beleidigung für ihn. Niemand will stolz auf seine Herkunft sein.“

Quelle

ایرانیان سیاه‌پوست؛ اقلیتی بافرهنگ، اما سرکوب‌شده و قربانی تبعیض

آرش گنونی, 8.9.2020

https://www.radiofarda.com/a/Afro-Iranians-life-in-discrimination-and-suppression/30825763.html