Dieser Weblog wird seit dem Jahr 2004 ehrenamtlich von Personen deutscher und iranischer Herkunft betrieben. Wir verteidigen die Menschenrechte, unterstützen Politische Gefangene und berichten regelmäßig über die aktuelle politische, wirtschaftliche und kulturelle Situation im Iran.
Weblog von Ali Schirasi
Dieser Weblog wird seit dem Jahr 2004 ehrenamtlich von Personen deutscher und iranischer Herkunft betrieben. Wir verteidigen die Menschenrechte, unterstützen Politische Gefangene und berichten regelmäßig über die aktuelle politische, wirtschaftliche und kulturelle Situation im Iran.
Maulvi Abdul Hamid,Sunnitischer Freitagsimam forderten die Beamten des Regimes erneut auf, die Unterdrückung und Hinrichtungen zu beenden.
Am 14. Bahman wandte sich Maulvi Abdul Hamid im Freitagsgebet des Sunniten Zahedan an die Behörden des Regimes: „Schlage keinen Gefangenen!“ Behandeln Sie den Gefangenen nicht brutal! Lass dich nicht foltern, um ein Geständnis zu bekommen!“
Maulvi Abdul Hamid, der jetzt der einzige regimekritische Geistliche ist, der von der Plattform der Freitagsgebete aus direkt zu den Menschen sprechen kann, forderte wie in den letzten Wochen grundlegende Änderungen in der Art und Weise, wie das Land geführt wird, und sagte unter anderem: „Die Menschen sollten unabhängig von ihrer Religion in der Regierung sein. Laik sollte auch in der Regierung sein. Ob jüdisch oder christlich … das Kriterium sollte das Verdienst und Mitgefühl der Menschen sein, nicht ihre Religion. Alle Iraner sind nicht religiös und einige akzeptieren keine Religion, und wenn die Ansicht der Regierung multireligiös ist, wird das Land auf der Grundlage von Verdiensten aufgebaut werden, nicht der Religiosität von Einzelpersonen.
Washington Post: Die Proteste gehen trotz viermonatiger Repression weiter
Die Zeitung Washington Post schrieb am Donnerstag in einem analytischen Bericht, dass trotz viermonatiger intensiver und blutiger Unterdrückung des landesweiten Aufstands der Iraner gegen die Islamische Republik immer noch Demonstranten auf den Straßen präsent seien und Regierungsagenten weiterhin mit Repression und Einschüchterung reagieren.Die Ergebnisse und Auswertungen der Zeitung „Washington Post“ zeigen, dass in keiner anderen Region im Iran, wie in Sistan und Belutschistan, die Agenten der staatlichen Repression nicht mit dieser Gewalt gegen Demonstranten vorgegangen sind. Sistan und Belutschistan sind jedoch immer noch das Hauptaugenmerk der Proteste an Freitagen.Nach Erkenntnissen der Zeitung „Washington Post“ waren Streitkräfte des Korps der Islamischen Revolutionsgarden, begleitet von Agenten in Zivil und Spezialpolizei, an allen Phasen der Unterdrückung und blutigen Auseinandersetzungen mit Demonstranten beteiligt. Von Schlägen auf der Straße über willkürliche Verhaftungen bis hin zur Erschießung von Zivilisten und unbewaffneten Demonstranten.Unter Bezugnahme auf die demografische Zusammensetzung der Provinz Sistan und Belutschistan schreibt die Washington Post, dass die meisten Einwohner dieser Provinz sunnitische Belutschen sind, die seit Jahrzehnten unter dem Druck und der Diskriminierung der schiitischen Religionsregierung stehen. Der Widerstand und das Ansehen, das in dieser Provinz zu sehen ist, spricht jedoch für die Stärke und Stabilität der landesweiten Protestbewegung im Iran.Über die Situation in dieser Region und den Ursprung der Proteste schrieb die Washington Post unter Berufung auf einen Bewohner der Provinz Sistan und Belutschistan: „Wir haben keine Hoffnung und keine Zukunft. „Das Leben ist so schwierig geworden, dass wir uns denken, dass unsere Kinder vielleicht morgen eine bessere Zukunft haben, selbst wenn wir getötet werden.“
In der südwestlichen iranischen Region Chusestan herrscht Wassermangel. Nicht nur Mangel an Wasser für Landwirtschaft und für das Vieh, sondern auch in Tausenden von Orten an Trinkwasser.
Hochwasser in Chusestan, 2019, Karche-Fluss
Klimawandel?
Sieht man die Trockenheit vor dem Hintergrund der starken Regenfälle und des verheerenden Hochwassers vom März/April 2019, kommt der Verdacht auf, dass es sich auch im Iran um die Folgen des Klimawandels handelt, mit einem Trend zu Extremereignissen. Im Moment ist dieser Verdacht pure Spekulation. Ohne Fachwissen können wir nicht beurteilen, wo der Jet Stream damals und heute stand und wie er das Wetter im Iran beeinflusste. Auch die Frage, ob die iranische Bevölkerung das ausbaden muss, was wir – die Industrienationen in Europa, Nordamerika, Japan und China – durch unsere Kohlendioxid- und Methangasemissionen der Weltbevölkerung einbrocken, können wir nicht beantworten. Denn „der Iran“ ist nicht nur Opfer, er gehört auch selbst zu den großen Produzenten von Erdöl und Erdgas und treibt den Abbau von fossiler Kohle im eigenen Land voran. Selbst wenn wir die genauen Mengen der Ausbeutung fossiler Energieträger im Iran wüssten, wäre das noch nicht die vollständige Antwort, da Erdöl und Erdgas auch in den Export gehen und somit ein Teil nicht im Iran verbrannt wird.
Eigenverantwortung
Trotz dieser Signale, die die Frage nach einem Klimawandel aufwerfen, verläuft die Diskussion im Iran entlang anderer Linien. Hier geht es viel mehr darum, wie sehr staatliches Handeln für die Schäden von Hochwasser und Dürre verantwortlich ist. So wurde darauf hingewiesen, dass Projekte für die Entwicklung neuer Stadtteile teilweise in trockenen Flussbetten durchgeführt wurden, ohne an die Entwässerung solcher Gebiete zu denken, wenn Regen fällt.
Staudamm statt Jet Stream?
Staudämme ermöglichen die Nutzung der Wasserkraft für Stromgewinnung. Aber wenn die Kraftwerkbetreiber bei Hochwasser ihre Schleusen öffnen, um eine Beschädigung der Dämme zu vermeiden, erhöhen sie noch die Hochwasserschäden. Und wenn sie bei Wasserknappheit den Abfluss reduzieren und die Hitze die Verdunstung auf den Stauseen erhöht, dann sind die Staudämme selbst ein Faktor, der die Folgen von Wetterschwankungen verschärft.
Der Journalist Dariush Me‘mar ist jetzt in einem Artikel in der persischen Ausgabe von The Independent der Frage nachgegangen, welche Menschen und Machtstrukturen im Iran hinter der Wasserknappheit stehen. Dieser Artikel wurde am 26. Juli 2021 auf der Webseite von Peykeiran veröffentlicht.
Das Handwerk der Politiker
Wenn wir im Iran von Politikern reden, reden wir automatisch auch von Geistlichen. In Deutschland ist das weniger auffällig, weil da die Politiker sich selbst als Verwirklicher moralischer Werte inszenieren, auch wenn sie die kirchliche Agenda eher im Hintergrund vorantreiben. Das wird bei Themen wie Abtreibung oder Sterbehilfe manchmal sichtbar. Aber selbst hierzulande bringen sich Geistliche durchaus in die Politik ein, etwa der Erzbischof von Freiburg, wenn er „Genderideologie“ und „Umweltbewegung“ als „moderne Häresien“ bezeichnet. Politiker brauchen die Stimmen der Wähler, um sich zu legitimieren. Für Geistliche im Iran, die sich als Stellvertreter Gottes auf Erden betrachten, ist diese Legitimation zwar zweitrangig, aber diese Legitimation ist für sie im Umgang mit westlichen Staaten von Nutzen. Dann ist es leichter, mit Verweis auf den Wählerwillen Kritik aus dem Westen abblitzen zu lassen. Schauen wir, wie die iranischen Politiker auf die Wassernot in Chusestan reagieren:
Der scheidende Staatspräsident Hassan Rouhani
Der scheidende Staatspräsident Hassan Rouhani betonte, dass die Menschen in Chusestan mit gutem Recht über den Wassermangel verärgert seien, aber sie müssten auch aufpassen, dass die Gegner der Islamischen Republik sich das nicht zunutze machten.
Der Religiöse Führer Ajatollah Chamene’i
Der religiöse Führer Ajatollah Chamene‘i bezeichnete den Wassermangel in Chusestan als zutiefst schmerzend und führte die Situation auf „mangelnde Berücksichtigung meiner Auffassungen in den vorausgegangenen Jahren“. Sprich: Andere haben nicht auf seine weisen Worte gehört, deshalb gibt es jetzt kein Wasser in Chusestan.
Ebrahim Ra’issi, der jetzt das Präsidentenamt übernimmt
Ebrahim Ra‘issi, der neu „gewählte“ Präsident des Irans, betonte, dass das Problem des Mangels an Trinkwasser mit Priorität gelöst werden müsse. Es gehe nicht an, dass das Volk darunter leide. Er – Ebrahim Ra‘issi, habe den Rat gegeben, dass die zuständige Stiftung auf den Plan trete, um das Problem zu lösen. Mit anderen Worten: Die führenden Personen äußern alle Verständnis für die protestierende Bevölkerung in Chusestan, aber keiner von ihnen gibt den Befehl, dass die brutale Unterdrückung der Proteste gestoppt wird.
Image ist alles
In der Politik und bei Wahlen zählt nicht, was ein Politiker tatsächlich tut oder getan hat, sondern das, was die Wählenden über ihn glauben. Dieser Glauben wird durch das Auftreten beeinflusst: Wirkt der Mensch seriös? Was hat Einfluss auf die Glaubwürdigkeit? Das Alter? Die Herkunft? Der Haarschnitt? Der Bart? Die Kleidung? Die Gestik? Die Tonhöhe der Stimme? Die Berichterstattung in den Medien? Seine oder ihre Fähigkeit, wirtschaftliche Veränderungen für die Wählenden herbeizuführen? Wenn wir diese Punkte aufzählen, dürfen wir nicht vergessen, dass es im Iran keine freien Medien gibt und unabhängige Blogger schnell im Gefängnis landen. Die Politiker, also die Geistlichen, entscheiden noch viel stärker über wirtschaftlichen Erfolg oder Misserfolg des Einzelnen, weil der Staat die meisten Wirtschaftszweige in der Hand hat. Selbst die Privatisierung im Iran war nur eine Scheinprivatisierung. Eine Studie des wissenschaftlichen Dienstes des iranischen Parlaments von 2016 hat ergeben, dass nur ein Sechstel der Privatisierungen im Iran tatsächlich in privaten Händen landete, der Reste war nur eine getarnte Übertragung der Aktien an Menschen im Dunstkreis staatlicher Institutionen. Aufgrund der führenden Rolle der Geistlichen sind staatliche Institutionen hier nicht nur Ministerien, sondern auch religiöse Stiftungen. Schauen wir uns einige von ihnen näher an.
Das Resa-Heiligtum in Maschhad
Astan-e Qods Razavi – die Heilige Schwelle des Resa-Heiligtums in Maschhad
Diese Stiftung gehört zu den größten Unternehmen des Irans. Sie beschäftigt in ihren Unternehmen rund 19.000 Menschen. Die Neue Zürcher Zeitung schreibt hierzu 2017: „Der Stiftung gehören die Hälfte des Immobilienbesitzes in der Millionenstadt Mashhad sowie grosse Teile der umliegenden Provinz Khorasan, wie die Tübinger Ethnologin Katharina Müller erklärt.“ Die Webseite Iranwire schreibt am 16. März 2016, dass die Stiftung 90% der fruchtbaren Böden in den drei nordöstlichen Provinzen des Irans besitzt.
Von der Revolution 1979 bis zu seinem Tod im Jahr 2016 war der Direktor der Stiftung Ajatollah Abbas Vaez-Tabasi. Seine Tochter ist mit dem Sohn des Religiösen Führers Ajatollah Chamene‘i verheiratet. 2016 ernannte der Religiöse Führer Ajatollah Chamene‘i einen neuen Direktor für die Stiftung: Ebrahim Ra‘issi. Zu ihm merkt Ulrich von Schwerin in der Neuen Zürcher Zeitung 2017 an: „Raisi ist mit einer Tochter des einflussreichen Freitagspredigers von Mashhad, Ayatollah Ahmad Alamolhoda, verheiratet.“
Das Logo der Stiftung
Ra‘issi leitete die Stiftung bis 2019, als Chamene‘i ihn zum Oberhaupt der Justiz ernannte, bis er jetzt – 2021 – ins Amt des Staatspräsidenten überwechselte. Wenn Ra‘issi davon spricht, er habe den Rat gegeben, die zuständige Stiftung mit der Lösung des Trinkwasserproblems in Chusestan zu beauftragen, meint er vermutlich die Astan-e Qods Razavi.
Das Fatima-Heiligtum in Qom
Haram-e Fateme-ye Masumeh – Das Heiligtum der unschuldigen Fatima in Qom
Nach dem Resa-Heiligtum in Maschhad ist das Fatima-Heiligtum in Qom der zweitwichtigste Wallfahrtsort im Iran. Der Bevollmächtigte für diese Stiftung ist Seyyed Mohammad Saeedi (Sa‘di), der zugleich der Freitagsprediger von Qom ist. Die Freitagsprediger werden direkt vom Religiösen Führer eingesetzt. Der Vater von Seyyed Mohammad Saeedi war Seyyed Mohammad Reza Saeedi. Er war ein Mitstreiter von Chomeini und soll im Alter von 41 unter dem Schah an den Folterungen des Geheimdienstes SAVAK gestorben sein.
Staudammbau
Sherkate Mahâb: Macht über das Wasser
Sherkate Mohandesiye Moshâvere Mahâbe Qods, die Ingenieurs- und Beratungsfirma Mahabe Qods, ist im Iran das Unternehmen, das die meisten Firmen für Staudammbau und den Betrieb von Staudämmen, für die Speicherung und Verteilung von Wasser und Strom unter ihrem Dach vereinigt. Die Stiftung Astan-e Qods Razavi besitzt 26% dieser Firma, die Stiftung Haram-e Fateme-ye Masumeh besitzt weitere 25%, so dass die beiden Stiftungen zusammen die eigentlichen Herrscher über die Wasservorräte des Irans sind. Unter dem angeblich „moderaten“ Präsidenten Hassan Rouhani wurden in der Parlamentsperiode 2016-2020 die übrigen 49% der Aktien der Firma Mahâb an die Stiftung Astan-e Qods Razavi übertragen. Ein Vorgehen, das deutlich macht, dass das reformorientierte, wirtschafts“liberale“ Image von Hassan Rouhani nicht unbedingt den Tatsachen entspricht. Als der Vorgang publik wurde, war der Skandal so groß, dass Hassan Rouhani die Aktien wieder gegen eine üppige Entschädigung aus der Staatskasse zurückholte und dem Ministerium für Energie übertrug. Es heißt, dass der neue Präsident Ebrahim Raissi schon bald nach seinem Amtsantritt die Rückgabe wieder rückgängig machen will. Dieses beharrschliche Geschachere um die Staudämme, die Wasser- und Energievesorgung des Landes zeigen deutlich, dass es hier um einen Kernbereich von Macht geht. Das wird hierzulande gerne übersehen, und da sich die Mehrheit der Menschen bei Themen wie Wasser, Abwasser und Strom meist nur für die Gebühren und Preise interessiert, ist das Gespür für kritische Entwicklungen noch in den Anfängen. Sichtbar wurde es hier in Zusammenhang mit dem Thema Cross-Border-Leasing-Verträge Anfang der 2000er. Damals wurden in Österreich und Deutschland Unternehmen der Wasserversorgung (z.B. der Bodensee-Wasserverband), Abwassernetze (z.B. das Abwassernetz von Stuttgart) und Wasser-Kraftwerke (zum Beispiel von der TIWAG in Tirol) an US-Konzerne verhökert und zurückgeleast, mit dem Ziel, die US-Steuerbehörden um ihre Einnahmen zu prellen. Die Verträge waren zugleich mit Geheimhaltungsklauseln versehen, die auch eine nachträgliche Kontrolle durch die Öffentlichkeit bis heute behindern. Vielleicht helfen diese Hinweise, um sich auszumalen, wie sehr die Verschwiegenheit der Stiftungen den iranischen Machthabern hilft, ihre persönliche Verantwortung für die Wassernot im Lande zu verschleiern.
Logo von Mahab Qods
Zurück zu Sherkate Mahâb: Diese Firma besitzt 49,98% der Aktien von Sherkate Sarmâye-Gozâriye sanâye°e barq wa âb Sabâ (dt. Investitionsgesellschaft für Strom- und Wasserindustrie) sowie einen beträchtlichen Anteil der Goruhe Bozorge Mapnâ (Großgruppe Mapnâ), der drittgrößten Firma im Bereich von Kraftwerk- und Staudammbau im Nahen Osten. Weiterhin besitzt Mahâb 51 bis 60% der Anteile an 39 Firmen auf Provinzebene, die für die Stromversorgung zuständig sind, sowie einen bedeutenden Anteil an weiteren 25 Firmen zur Stromgewinnung und zum Betrieb von Kraftwerken. Hinzu kommen Anteile an 44 Firmen im Sektor Wasserversorgung und Abwassernetz auf Provinzebene.
Logo der EIKO
Das Hauptquartier zur Ausführung des Befehls des Imams (EIKO)
Diese Institution – auf Persisch Setâde Ejrâye Farmâne Emâm oder kurz Setâd, auf Englisch Execution of Imam Khomeini‘s Order (EIKO), die sich im Namen auf Imam Chomeini beruft, den Gründer der Islamischen Republik, wurde im April 1989, einen Monat vor Chomeinis Tod auf dessen Betreiben gegründet. Eigentlich sollte sie konfisziertes und herrenloses Vermögen aus Grundstücken und Unternehmen aus den Anfangsjahren nach dem Sturz des Schahs verwalten, den ursprünglichen Besitzern zurückgeben oder an den Staatsaushalt übertragen. Aber es kam anders. Die Institution, die Reichtümer verteilen sollte, wurde zu einer Organisation, die Reichtum anhäufte. Laut einer Schätzung von Reuters aus dem Jahr 2013 hat sie sich bis dahin Immobilien im Wert von 52 Milliarden Dollar und Anteile an Firmen im Wert von 43 Milliarden Dollar angeeignet.
EIKO – im Namen des Befehls von Chomeini
Einer der drei Gründer dieser Organisation war übrigens Mehdi Karrubi, 2009 einer der reformistischen Kandidaten der Präsidentschaftswahl, der bis heute im Hausarrest lebt, einer illegal verhängten Form von Gefangenschaft ohne Gerichtsverfahren.
Logo der Tadbir Economic Development Group
Tadbir (Maßnahme) und Barakat (Segen): die islamische Alternative zu feindlicher Übernahme und Spin-Doktoren?
Die EIKO hat ihre Aktivitäten in zwei Dachorganisationen zusammengefasst – der Tadbir Economic Development Group, die die Aktienpakete verwaltet, und der Barakat-Stiftung, die Dorf-Entwicklungsprojekte durchführt. Dadurch, dass Tadbir den Religiösen Führer und die Justiz hinter sich weiß, kann sie den erforderlichen Druck ausüben, um Eigentum in ihren Besitz zu bekommen – Reuters berichtete 2013 über entsprechende Praktiken (ohne dabei Tadbir namentlich zu erwähnen).
Barane Barakat – der Regen des Segens, Wortspiel mit dem Namen der Barakat-Stiftung
Die Barakat-Stiftung kann durch die Entscheidung, wo sie Entwicklungsprojekte durchführt, dafür sorgen, Anhänger und Unterstützer des Systems in den entsprechenden Gebieten zu rekrutieren.
Die Buchhaltung des Hauptquartiers zur Ausführung des Befehls des Imams (EIKO) darf nicht einmal vom iranischen Parlament kontrolliert werden. Insofern sollte man Behauptungen von Vertretern des EIKO nicht zum Nennwert nehmen, wenn sie sagen, sie hätten nicht mehr Rechte als andere Privatunternehmen, und sie würden auch Steuern zahlen. Wo ist die Behörde, die das kontrollieren könnte? Und wenn es ums Recht geht: Wer kann sich mit einer Institution anlegen, die direkt dem Religiösen Führer untersteht, der als „Rechtsgehlehrter“ die Rechtsprechung in der Hand hat und den Obersten Chef der Justiz persönlich einsetzt?
Der Höhenflug der EIKO ist vor allem der Tatsache zu verdanken, dass der Religiöse Führer auf diesem Weg über ein Budget verfügen kann, das kein Parlament kontrollieren oder gar kürzen kann und das ihn auch unabhängig von anderen Ajatollahs macht, deren Einnahmen viel stärker von religiösen Spenden ihrer Anhänger abhängen.
Mohammad Mokhber, der Präsident der EIKO
Seit 2007 wird die EIKO von Mohammad Mokhber (Mochber) geleitet, der vom Religiösen Führer Ajatollah Chamene‘i in dieses Amt eingesetzt wurde. Mohammad Mokhber kommt übrigens aus Dezful in der Provinz Chusestan.
Wasser zu Stahl?
Wenn man über Stahlerzeugung spricht, denkt man als Laie nicht an Wasser. Es wird aber zum Kühlen benötigt. In Deutschland soll der Wasserverbrauch für die Stahlerzeugung von 35 Kubikmetern pro Tonne Stahl auf 8 Kubikmeter pro Tonne Stahl gesunken sein (1983-2014). Wie hoch der Verbrauch im Iran ist, ist nicht bekannt. Bekannt ist immerhin, über welche Entnahmerechte für Wasser bestimmte Stahlunternehmen verfügen. So darf die Stahlfirma Jahân-Ârâ aus Khorramshahr (Chorramschahr) in Chusestan täglich 20.000 Kubikmeter Wasser entnehmen (ein Kubikmeter sind Tausend Liter). Chusestan hatte 2006 ca. 4,3 Millionen Einwohner. Das heißt, allein die von dieser Stahlfirma täglich entnehmbare Wassermenge von 20 Millionen Liter Wasser macht 4,6 Liter Wasser pro Kopf und Tag aus.
Die Stahlfirma Jahân-Ârâ in Chorramschahr
Und wem gehört die Stahlfirma Jahân-Ârâ? Der Hauptteil der Aktien liegt in den Händen der Barakat-Stiftung, des EIKO und der Wirtschaftsgruppe Tadbir – also in der Hand des Religiösen Führers. Eben jener Person, die jetzt den notleidenden Menschen in Chusestan versichert, man habe in den vergangenen Jahren nicht auf seine Worte gehört und er empfinde das Leiden der Menschen als zutiefst schmerzhaft.
Den Bock zum Gärtner machen
Und das ist noch nicht das Ende vom Lied: Der iranische Staatspräsident hat mit dem Hauptquartier zur Ausführung des Befehls des Imams (EIKO) einen Vertrag geschlossen, dass es die Trinkwasserversorgung in Chusestan sicherstellen soll. Und so verkündet Mohammad Mokhber, der Präsident der EIKO, stolz, dass er mit Zisternenwagen und durch einen Vertrag mit dem Unternehmen für Wasserversorgung und Abwasser der Provinz Chusestan dafür sorgen wird, dass die Bevölkerung in Chusestan zu Trinkwasser kommt. Das Wasserversorgungsunternehmen gehört übrigens der Stiftung Astane Qodse Razavi und der Firma Mahâb.
Isfahan: Zentrum der Stahlerzeugung
Staudammbau im Oberlauf des Zayande-Rud
Der Zayande-Rud ist der wasserreichste Fluss des iranischen Zentralplateaus. Sein Quellgebiet ist das zentrale Zagros-Gebirge. Sein Wasser dient u.a. der Bewässerung von Reisfeldern, einer großen Eisengießerei und der Stahlfabrik Mobareke in Isfahan. Durch den Bau von Tunneln zur Wasserentnahme wird das Wasser des Zayande-Rud nicht nur der Provinz Isfahan genutzt, sondern auch in den Provinzen Yazd und Kerman. Seit dem Jahr 1386 (2007) fließt der Zayande-Rud nicht mehr durchgängig, so dass die Bevölkerung von Isfahan plötzlich auf dem Trockenen sitzt. Man stelle sich vor, der Rhein in Köln wäre ohne Wasser oder die Seine in Paris.
Si-o-Se-Pol – 33 Brückenbögen am Zayanderud in Isfahan – vor der Austrocknung
Die Ursachen für die Austrocknung des Unterlaufs sind vielfältig. Zum einen fällt im Zagros-Gebirge weniger Schnee, so dass die Schneedecke auf den Gebirgszügen im Frühjahr 1396 (2017) unter einem Meter lag, während sie früher selbst im Sommer noch höher als 2 Meter war. Das Wasser, das über Tunnels aus dem Quellgebiet des Karun angezapft und zum Zayande-Rud umgeleitet wird, ist ebenfalls weniger geworden. Reisanbau am Unterlauf des Flusses ist ein Beispiel für nicht an das heiße Klima angepasste Landwirtschaft mit hohem Wasserverbrauch. Das lang währende Austrocknen des Unterlaufs trat erstmals in den 1990er Jahren auf, als unter Präsident Chatami begonnen wurde, Wasser aus dem Zayande-Rud in die Provinz Yazd umzuleiten.
Si-o-Se-Pol – 33 Brückenbögen am Zayanderud in Isfahan – der klägliche Zustand heute
Die Politiker von Isfahan haben zudem viel getan, Industrie in der Region anzusiedeln:
Die Eisengießerei von Isfahan, die Erdölraffinerie von Isfahan, die Petrochemie von Isfahan, die chemische Industrie, die Stahlfabrik Mobareke Sepahan, die Erdölfabrik von Sepahan und zahlreiche weitere Fabriken, die viel Wasser verbrauchen. Hinzu kommen die Kraftwerke entlang des Flusslaufs.
Logo der Stahlfabrik Mobareke
Allein das Stahlwerk Mobareke verbraucht 27 Millionen Kubikmeter Wasser, was sechs Prozent des gesamten Wasserverbrauchs von Isfahan darstellt. Die persische Wikipedia gibt an, dass die Kapazität des Stahlproduzenten Mobareke bei 10,3 Mio Tonnen Stahl liegt. Damit käme man auf einen Verbrauch von 2,6 Kubikmeter Wasser pro Tonne Stahl, was unter dem Verbrauch in Deutschland liegt. Da für das Jahr 2019/2020 ein Produktionsrekord von 10 Mio Stahl aus Mobareke gemeldet wurde, stellt sich die Frage, ob die Firma sparsamer mit Wasser umgeht als deutsche Firmen oder ob die Zahlen über den Wasserverbrauch aus politischen Gründen gefälscht wurden. Die iranische Wikipedia schreibt über die Firma, sie habe einen Weltrekord im Einsparen von Wasser gesetzt und verbrauche „nur 5,1% des Wassers des Zayande-Rud“.
Eines der Werke der Stahlfabrik Mobareke in Isfahan
Wem gehört nun die im Iran preisgekrönte Stahlfabrik Mobareke? Die Hauptaktionäre sind Einrichtungen wie die Sazemane touse‘eye nousaziye ma‘aden wa sanaye‘e ma‘dani (Behörde zur Entwicklung und Erneuerung der Bergwerke und der Verhüttungsindustrie), Sherkate touse‘eye sarmayeye refah (Firma zur Entwicklung des Wohlstandskapitals), sherkate ostane xorasane razavi (Firma der Provinz Chorassan-Rasawi), die unter staatlicher Kontrolle stehen und somit letztlich der Regierung und dem Religiösen Führer unterstehen.
Selbst wenn wir unterstellen, dass das Stahlwerk „nur“ 5,1% des Wassers des Zayande-Ruds verbraucht, kommen noch die Eisengießerei von Esfahan sowie 28 weitere Stahlfabriken in der Provinz Isfahan hinzu, deren Wasserrechte auf dem Wasser beruhen, das aus dem Oberlauf des Karun-Flusses abgeleitet wird. Auch diese Firmen sollen mehrheitlich in staatlicher Hand oder scheinprivatisiert sein.
Ajatollah Seyyed Yousef Tabatabai-Nezhad: Vom Arbeitsverbot für Frauen in Behörden, über das Verbot des Fahrradfahrens für Frauen in Isfahan bis hin zur verhüllten Aufforderung zur Gewalt an unverhüllten Frauengesichtern – ein Hardliner der Islamischen Republik Iran
Wassermangel: Gottes Strafe für schlecht verhüllte Frauenköpfe
In Isfahan hat der Religiöse Führer einen vertrauenswürdigen Vertreter etabliert: Seyyed Yousef Tabatabai-Nezhad. Er ist der Vertreter des Religiösen Führers für die Provinz Isfahan, der Freitagsprediger der Stadt Isfahan, der Leiter des Theologischen Seminars (Houzeye Elmi) von Isfahan und Vertreter von Isfahan im Expertenrat. Für ihn ist die Ursache der Austrocknung des Zayande-Rud klar: Sie ist eine Strafe Gottes, weil die Frauen von Isfahan am Ufer des Flusses mit unzureichender Kopfbekleidung promenieren und von sich dabei Fotos machen lassen. Da kommt die Frage nach Wasserentnahmerechten und Aktionären von Unternehmen erst gar nicht auf, und wenn es Gottes Strafe ist, gibt es auch nichts zu protestieren.
Zuckerrohranbau in Chusestan: Süßer Zucker und salziges Wasser
In Chusestan gibt es 6 große Unternehmen, die Zuckerrohr anbauen. Sie haben Wasserrechte auf die Feuchtgebiete und Sümpfe in Chusestan. Die Nutzung dieser Wasserrechte hat zu einem Prozess der Versalzung der Hauptwasserwege in Chusestan geführt. Wer sind die Aktionäre dieser Großunternehmen zum Zuckerrohranbau? Die Banke Melli (Nationalbank), die Banke Saderat (Exportbank) und das Ministerium für Landwirtschaft. Die beiden genannten Banken werden im Iran mit der Veruntreuung gewaltiger Geldsummen genannt, und das Landwirtschaftsministerium, das eigentlich die Landwirtschaft unterstützen soll, hat mit diesem Projekt einen wichtigen Beitrag zum Untergang der Landwirtschaft im Unterlauf des Karun geleistet.
Toter Dattelpalmenhain – die Folgen der Versalzung
One Unaccountable King is Dead, Long Live another Unaccountable King!
„The organization owns 90 percent of the fertile land in Iran’s three northeastern provinces. It owns 43 percent of the city of Mashhad, and has 300,000 tenants.“
Hochwasser in Sistan und Balutschistan, genaue Ortsangaben fehlen
Seit Sonntag, den 12. Januar 2020, kam es in 14 Landkreisen der südlichen iranischen Provinz Sistan und Balutschistan zu 35 Stunden dauernden schweren Regenfällen, die zahlreiche Flüsse über Wasser treten ließen und mindestens 300.000 Menschen obdachlos gemacht haben. In der Region Sistan und Balutschistan sind Regenfälle nicht sehr häufig, so dass ungebrannte Lehmziegel ein übliches Mittel für den Hausbau sind. Diese Häuser haben dem Regen nicht standgehalten. Die Überschwemmungen durch die Flüsse, die weit über die Ufer getreten sind und auch zahlreiche Straßen im Wasser enden lassen, tun ihr übriges.
Hochwasser in Sistan und Balutschistan, genaue Ortsangaben fehlen, eine Straße, die ins Wasser führt
Seitens der iranischen Machthaber ist keine nennenswerte Hilfe für die Hochwasseropfer zu erwarten. Erstens leben in der Gegend mehrheitlich Sunniten, zweitens gibt es dort bewaffnete Bewegungen gegen das Regime, und drittens handelt es sich mehrheitlich um Menschen, die nach iranischen Maßstäben arm sind, also bestenfalls als „Stimmvieh“ für die Pseudowahlen gefragt sind, aber nicht das politische Gewicht besitzen wie etwa die Basarhändler oder die zu Unternehmern gewandelten Revolutionswächter.
Hochwasser in Sistan und Balutschistan, genaue Ortsangaben fehlen, ein Mann bringt einen alten Herrn in Sicherheit
An dieser Stelle ist auch ein Wörtchen über die Qualität der Berichterstattung zum Hochwasser angebracht. Während Radio Farda von 35-stündigem Regenfall berichtet, schreibt akhbar-rooz.com davon, dass der Regen vom Donnerstag bis zum Sonntag dauerte. Die Angaben über die Stärke der Regenfälle schwanken von 117 mm bei Radio Farda und 100-200 mm bei akhbar-rooz.com . In Deutschland gibt es eine Unwetterwarnung, wenn in sechs Stunden mehr als 35 Liter Regen pro Quadratmetern (entsprechend 35 mm Wassersäule) fallen.
Vor zwei Jahren war ein großes Erdbeben in der kurdischen Provinz Kermanschah im Iran. Die Reparaturarbeiten an den dabei zerstörten Schulen und der Bau von Container-Schulen dauert bis heute an. Im Frühjahr dieses Jahres haben starke Unwetter und Hochwasser verschiedene Regionen im Iran heimgesucht, so die Provinzen Golestan (Nordiran), sowie Lorestan und Chusestan (Südwesten). Der verantwortliche Leiter der Behörde, die für den Neubau und die Reparatur von Schulen im Iran verantwortlich ist, Mehrollah Rachscha’i-Mehr, hat gegenüber der iranischen Nachrichtenagentur ILNA erklärt, dass man in einigen Provinzen wie Golestan und Chusestan mit den Arbeiten relativ schnell vorankomme, in der Region Lorestan komme man aber nur dazu, die Schulen zu reparieren, weil die Gemeinden noch mit vielen anderen Problemen zu kämpfen hätten.
Man vergleiche diese Probleme beim Schulbau mit dem Vorgehen der Streitkräfte der Pasdaran, wenn es um den Bau einer unterirdischen Abschussbasis von Raketen geht. Man betrachte nur diesen kurzen Propagandafilm des iranischen Militärs: Das sind gewaltige unterirdische Bauten, entsprechend mit Beton verkleidet – dafür reicht das Geld und das Interesse des Staates allemal.
Seit Beginn der Hochwasserkatastrophe in der südwestlichen Provinz Chusestan wurden mindestens 70 Einwohner dieser Region unter dem Vorwurf der „Teilnahme an der Veranstaltung von Straßenprotesten“, „Empfang finanzieller Hilfe aus dem Ausland für die Hochwassergeschädigten“ und „Verbreitung von Gerüchten über das Hochwasser im Internet“ verhaftet. Heute Morgen wurden vier weitere Aktivisten verhaftet, meist Lehrer, die Hochwasseropfer unterrichteten. Ihre Namen:
Naji Sawari, 38 Jahre, aus Ahwas, arabischer Lehrer und Schriftsteller
Mahir Dasumi, 30 Jahre, Forscher, Schriftsteller, arabischer Aktivist und Lehrer an einer gemeinnützigen Schule,
Die Hochwasser im Südwesten des Irans in der Erdölprovinz Chusestan hatten unter anderem dazu geführt, dass das Naturreservat Hur-ol-Azim, ein riesiges Sumpfgebiet nahe der irakischen Grenze, das zahlreiche Wasservögel beherbergt, ebenfalls unter Wasser gesetzt wurde. Für Sümpfe ist das nicht unbedingt eine Katastrophe, in Gegenden mit spärlichen Regenfällen halten solche Hochwasser diese Biotope am Leben. Sie dienen zugleich als Puffer für den Wasserstand des Flusses, so dass er einen Teil der Wasserfracht und der mitgeschleppten Schwebteilchen hier ablagern kann.
Hur-ol-Azim ist aber nicht nur für den Vogelreichtum bekannt. Dort hat ein Unternehmen der Pasdaran (Revolutionswächter) Erdölförderanlagen installiert. Der eigentliche Grund, warum die Pasdaran gewaltsam Schutzdämme der einheimischen Bevölkerung am Karche-Fluss sprengten, war nicht die Sorge um die Bevölkerung, deren Häuser und Felder dadurch unter Wasser gesetzt wurden, sondern die Sorge um die Erdöleinnahmen aus den Ölvorkommen in Hur-ol-Azim. Die Sprengungen der Schutzdämme der Bevölkerung half nicht, das Wasser des Karche-Fluss fand auch seinen Weg in das Fördergebiet von Hur-ol-Azim und setzte einen Teil der Förderanlagen außer Betrieb, wie der Provinzgouverneur von Chusestan, Ahma Sawari, am vergangenen Donnerstag bekannt gab. Er erklärte weiterhin, dass eine Umweltkatastrophe nicht auszuschließen sei, falls das Wasser in die Förderanlagen eindringe und zur Freisetzung von Erdöl führe. Dadurch, dass auch die Straßen in der Region unter Wasser stehen, ist auf dem Landweg keine Rettung möglich. Interessant ist, dass niemand auf die Idee kommt, Hubschrauber einzusetzen. Für Kriegsdrohungen gegen Nachbarn in der Region sind den Revolutionswächtern Hubschrauber offensichtlich dienlich, aber um den eigenen Dreck wegzuräumen, auf die Idee kommen sie offensichtlich nicht.
https://www.peykeiran.com/Content.aspx?ID=180846
vom 30. Farwardin 1398 (19. April 2019)
ostandariye xuzestan: emkane woqu°e yek faje°eye ziste mohiti dar hur-ol-°azim wojud bexatere aludegiye nafti darad
Die Überschwemmungen im Iran haben 25 Provinzen betroffen. Insgesamt sind 61 große und kleine Strassen unpassierbar. 4400 Dörfer im ganzen Land haben mit dem Hochwasser zu kämpfen. Als Beispiel mag hier ein Dorf namens Asharebozorg dienen, das 45 km von Ahwaz, Provinz Chuzestan, entfernt liegt. Die Katastrofe hat es besonders hart getroffen. Fast alle Häuser sind ruiniert, weil sie völlig oder auch nur zum Teil unter Wasser stehen. Es fehlt hier an Lebensmitteln und Trinkwasser und von staatlicher Hilfe ist weit und breit nichts zu sehen. Die Menschen helfen sich selbst.
Nach den durch die Hochwasser im Iran verursachten Überschwemmungen sind irakische paramilitärische Einheiten namens Haschad osch-scha°bi, die von den iranischen Pasdaran gegründet wurden und finanziert werden, in die iranische Provinz Chusestan geholt worden, angeblich, um ein Ausgreifen des Hochwassers auf den Irak zu verhindern.
Der Rat der Rentner des Irans drückte sein Befremden darüber aus, dass man Paramilitärs ins Land holt statt die Hilfe des Internationalen Roten Kreuzes zu erbitten, um mit den Folgen des Hochwassers fertig zu werden. Der Rat der Rentner des Irans bezeichnete die Heranziehung dieser Hilfstruppen als Feldzug zur Unterdrückung der iranischen Bevölkerung (gemeint ist hier die arabische Minderheit in Chusestan), die nach den Hochwasserschäden gegen die ausbleibende staatliche Hilfe protestiert.
Der Rat der Rentner des Irans weist darauf hin, dass nach Artikel 146 der iranischen Verfassung die Stationierung jeglicher ausländischer Militärs, und sei es auch zu friedlichen Zwecken, verboten ist. Deshalb fordert er den umgehenden Abzug der paramilitärischen Einheiten des irakischen Haschad osch-Scha°bi und der afghanischen Fatemiyun von iranischem Boden.
Die bewaffneten Organe haben in den letzten Tagen und Wochen, als der Iran vom Nordosten bis in den Südwesten von schweren Regenfällen und katastrophalen Hochwasserständen heimgesucht wurde, Präsenz gezeigt. Im Norden, in der Provinz Golestan, haben sie die von Unternehmen der Pasdaran erbaute Bahnlinie an drei Stellen gesprengt – weil sie an Brücken gespart hatten, und damit die unterhalb gelegenen Ortschaften unter Wasser gesetzt. In der Provinz Chusestan haben sie von der Bevölkerung erbaute Hochwasserdämme mit Gewalt gegen die Bevölkerung gesprengt, und jetzt sind sie zu Verhaftungen geschritten. Am Sonntag nahm der Geheimdienst von Ahwas mindestens 25 Hochwasserhelfer fest. Hierzu stürmten die sogenannten Sicherheitskräfte den Sitz des Volkskomitees, das spontan zur Hochwasserbekämpfung gegründet wurde, in Malaschije in Ahwas. Die Inhaftierten waren Angehörige der arabischen Minderheit. Der Aufenthaltsort der Verhafteten ist nicht bekannt. Am Vortag waren mindestens fünf Bürger von Ahwas aus Kuye Alawi verhaftet worden, weil sie gegen die fehlende staatliche Unterstützung für die Hochwassergeschädigten protestiert hatten.
Zusätzlich hielten die Revolutionswächter, Bassidschis und die Polizei in den letzten Tag in dieser Region bewaffnete Manöver ab, offensichtlich, um die Bevölkerung einzuschüchtern.
Eindrücke vom Kampf der Iraner gegen das Hochwasser in der Provinz Chusestan
Aktuelles Hochwasser des Flusses Karkheh, Provinz Chusestan, Iran
Nordöstlich der iranischen Stadt Ahwaz befinden sich zwei weitere Städte, die vom aktuellen Hochwasser in der Region Chusestan bedroht waren: Hamidiye und Susangerd. In ihrer unmittelbaren Nähe verläuft ein Fluss namens Karkheh, dessen Wasser kurz davor war, über die Ufer zu treten. Die beiden Städte, mehrere nahe gelegene Dörfer, Bauernhöfe und Felder wären überschwemmt worden.
Da die Menschen Erfahrung haben mit der mangelnden staatlichen Nothilfe durch Militär, Pasdaran oder Bassidschi, nahmen sie von sich aus den Kampf gegen die Fluten auf und organisierten sich selbst. Jeder und jede, dem oder der es möglich war, jung und alt, von nah und fern meldete sich freiwillig und ließ sich einteilen in die notwendigen Rettungsarbeiten. Tausende Menschen aus beiden Städten beteiligten sich so an der Überwachung der Wasserstände, am Schaufeln von Erde, am Transport von Sandsäcken und vielem mehr. Ohne auf Säcke von staatlicher Seite zu warten, brachten sie mit, was sie selbst an Säcken hatten. Sie arbeiteten Tag und Nacht, rund um die Uhr.
Da gibt es die Geschichte vom Friseur, der seine Scheren einpackte und seinen Friseursalon abschloss, um in den folgenden Tagen Sandsäcke auf seinem Rücken zu schleppen und hin und wieder auch einem anderen Helfer die Haare zu schneiden oder die Geschichte von dem jungen Mann, der Cafehausbesitzer in Teheran ist und hunderte Kilometer gefahren ist, um hier in Chusestan zu helfen, die Wassermassen zu bekämpfen.
Der Kampf sollte erfolgreich sein, bislang haben die Dämme gehalten und die Städte wurden nicht überschwemmt.
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