Iran: Anschlag auf Pasdar-Personentransporter in Sistan und Balutschestan

Am 13. Februar 2019 berichteten iranische Medien von einem Anschlag auf einen Personentransporter der Pasdaran bei Sahedan, der Hauptstadt von Sistan und Balutschistan. Es hieß, dass es sich um einen Terroranschlag gehandelt habe, bei dem mindestens 27 Pasdaran ums Leben gekommen seien. Inzwischen werden in den iranischen Medien diverse Zweifel an den amtlichen Darstellungen geäußert. So hieß es ursprünglich, ein mit Sprengstoff geladenes Auto sei mit Hilfe von Selbstmordattentätern auf den Bus zugefahren und habe ihn gesprengt.
Die jetzt geäußerten Zweifel besagen, dass man auf veröffentlichen Fotos weder ein solches Fahrzeug erkennen könne noch irgendwelche Überbleibsel von Attentätern. Es wurde deshalb spekuliert, dass im Bus der Pasdaran selbst Sprengstoff deponiert worden sei. Es wurden weiterhin Fragen geäußert, woher eine Terrorgruppe die Fahrzeiten dieses Busses wissen konnten. Diese Details ließen den Verdacht aufkommen, dass die Attentäter Informationen aus dem Kreis der Pasdaran erhalten hätten.
Das alles sind Spekulationen, deren Wahrheitsgehalt wir nicht überprüfen können. Sicher ist, dass selbst iranische Medien Zweifel an der amtlichen Darstellung äußern.
Und wohl ebenso sicher ist, dass die Pasdaran an der Bevölkerung im Umkreis des angeblichen Anschlags Rache üben werden, wie sie selbst angekündigt haben. Dass dies ein Weg ist, die Bevölkerung auf ihre Seite zu ziehen, darf bezweifelt werden…

http://www.akhbar-rooz.com/article.jsp?essayId=91603
vom 28. Bahman 1397 (17. Februar 2019)
tadaroke sepah baraye °amaliyate enteqame bozorg dar sistan wa baluchestan

https://www.tabnak.ir/fa/news/878200/
vom 13. Februar 2019
hamleye teruristi be otobuse personele sepah dar sistan wa baluchestan / daste kam 27 shahid wa 13 zaxmi

Iran – Tschabahar: ein strategischer Hafen

Wie berichtet, wurde vergangenen Donnerstag (6.12.2018) ein Selbstmordanschlag vor dem Sitz der Polizei von Tschabahar verübt. Bislang hat noch keine Organisation die Verantwortung übernommen. Statt über die Urheber zu spekulieren, lohnt es sich, einen Blick auf die Rolle von Tschabahar für die Wirtschaft des Irans, Indiens, Afghanistans und Zentralasiens zu werfen.

Hafen für Schiffe mit Tiefgang
Tschabahar liegt ganz im Süden des Irans. Es ist der größte iranische Hafen, der direkt an den indischen Ozean angrenzt. Er kann direkt von den großen Frachtschiffen angefahren werden, die die Ozeane befahren. In Tschabahar gibt es auch eine Freihandelszone. Der Hafen von Tschabahar ist von dem neuesten US-Embargo ausgenommen, über ihn darf auch iranisches Erdöl weiter nach Afghanistan exportiert werden.

Warum unterliegt Tschabahar nicht den US-Sanktionen?
Indische Firmen haben in Tschabahar derzeit in mehrere Projekte im Wert von rund 500 Mio Dollar investiert. Ziel ist es, Lagerkapazitäten für Erdölprodukte und Erdgas zu schaffen und außerdem eine Bahnverbindung von Tschabahar nach Afghanistan zu bauen. Auf diesem Weg kann Indien den Transit durch Pakistan umgehen und den Markt in Afghanistan sowie von dort Zentralasien billiger und sicherer beliefern als via Pakistan. Die USA unterstützt mit ihrer Befreiung Tschabahars von den Sanktionen einerseits ihren regionalen Verbündeten Indien, andererseits auch die afghanische Regierung, die bislang massiv von Importen via Pakistan abhängig ist. Diese Abhängigkeit soll durch die Projekte in Tschabahar durchbrochen werden.
Für die Bevölkerung in Tschabahar sollen durch diese Investitionen neue Arbeitsplätze entstehen.

https://news.gooya.com/2018/12/post-21294.php
vom 7. Dezember 2018
chera chabahar mourede hamle qarar gereft?

Iran – Sistan-Balutschistan: Selbstmordanschlag in Tschabahar


Ort des Anschlags in Tschabahar

In der iranischen Hafenstadt Tschabahar kam es am 6. Dezember 2018 zu einem Selbstmordanschlag vor dem Polizeisitz. Ein Auto fuhr vor und explodierte. Dabei kamen mindestens vier Menschen ums Leben, 27 sollen verletzt ins Krankenhaus eingeliefert worden sein, darunter auch eine 16-jährige Schwangere.
Bislang hat keine politische Gruppe die Verantwortung für den Anschlag übernommen.

http://www.iran-emrooz.net/index.php/news1/77763/
vom 6.12.2018
chandin koshte wa zaxmi dar enfejare entehari dar chabahar

Iran: Anschlagsvorwürfe der USA


Hodschatoleslam Mehdi Ta’eb

Aus dem Stabsquartier des Amar
Die Rede ist von Hodschatoleslam Mehdi Ta’eb, einem Dozenten an der House (einflussreiche Ausbildungsstätte für islamische Geistliche) in Qom, und zugleich Mitbegründer und Vorsitzender eines am 7. Februar 2011 gegründeten „Zentrums zur Anleitung der Front der Leute der Rechtsgelehrsamkeit“ (Markaze Rahbordiye Jebheye Ahle Wela‘) – kurz auch „Stabsquartier des Amar“ (Qarargahe Amar). Mit „Leute der Rechtsgelehrsamkeit“ sind die Anhänger der Herrschaft des religiösen Rechtsgelehrten gemeint, also die Anhänger einer religiösen Diktatur, wie sie vom inzwischen verstorbenen Ajatollah Chomeini begründet wurde. Zu den veröffentlichen Zielen gehören der politische und kulturelle Kampf um die „Werte der Revolution“, aber das ist nicht die eigentliche Tätigkeit des „Stabsquartiers des Amar“.
Zuerst einmal seien die Gründer dieser Organisation vollständig aufgeführt: Hodschatoleslam Mehdi Ta’eb, Hodschatoleslam Ali-Resa Panahiyan, Mohammad-Mehdi Mandegari, Hamid Rassa’i, Hassan Abbassi, Sa’id Qassemi, Sa’id Haddadiyan, Nader Talebsade, Mehdi Kutschiksade, Ali-Akbar Maddahi, Hassan Yekta.
Quelle hierzu: http://www.ammariyon.ir/fa/pages/?cid=6267

Theoretiker für Selbstmordanschläge
Hassan Abbassi ist ein wichtiger Theoretiker der Terroranschläge, er unterrichtet an militärischen Hochschulen den Begriff „Dschihad“ im Sinne eines gewalttätigen religiösen Kampfs, er liefert die theologische Rechtfertigung für Selbstmordanschläge etc. Mehdi Kutschiksade ist ein radikaler „Hisbollahi“, der als Abgeordneter im iranischen Parlament sitzt.
Das sind schon erste Indizien, dass die eigentliche Aufgabe dieses Hauptquartiers, für das nicht umsonst ein militärischer Namen gewählt wurde, im bewaffneten Kampf liegt, namentlich in der Schulung von rekrutierten Pasdaran für Selbstmordanschläge.

Wenn schon, dann holen wir uns den König
Hodschatoleslam Mehdi Ta’eb, der Leiter dieses Hauptquartiers oder „Zentrums“, ist daher nicht irgendein unbedeutender Geistlicher, wenn er zum Thema des angeblich geplanten Mordanschlags auf den saudi-arabischen Botschafter in den USA Stellung nimmt.
Hodschatoleslam Mehdi Ta’eb erkärte vergangene Woche gegenüber staatlichen iranischen „Presseklub“ (Bashgahe Chabarnegaran):
„Wir haben es nicht nötig, den Botschafter von Saudi-Arabien umzubringen. Wenn wir jemanden umbringen wollen, dann haben wir genügend Möglichkeiten, um König Abdullah (gemeint ist der saudische König Abdullah Saud) selbst umzubringen. Was sollen wir uns mit Kleingemüse begnügen?“

Iranische Reaktionen zum angeblich geplanten Mordanschlag auf den saudischen Botschafter
Diese Form des Dementis klingt schon etwas anders als die Äußerungen von Ajatollah Chamene’i in Kermanschah, der meinte, die US-Regierung wolle nur von eigenen Problemen ablenken, etwa der Protestbewegung „Besetzt die Wall-Street“.
Der Parlamentssprecher Ali Laridschani meinte dagegen, die Leute, die von der US-Regierung als Täter bezeichnet worden seien, gehörten der iranischen Opposition an und hätten mit der Regierung nichts zu tun.
Der iranische „Präsident“ Mahmud Ahmadineschad erklärte, eine Untersuchung der Angelegenheit werde es von iranischer Seite nicht geben.
Das britische Finanzministerium hat unterdessen das Vermögen von fünf Personen eingefroren, die von der US-Regierung als mutmaßliche Täter bezeichnet werden: Es handelt sich um

  • Mansur Arbabsiyar, Mitglied der Qods-Kräfte der Pasdaran, der die iranische und die US-Staatsbürgerschaft besitzt,
    Gholam Shakuri, keine Angaben,
  • Hamed Abdullahi, ein hochrangiger Offizier der Qods-Kräfte der Pasdaran, der zu den Planern des Terroranschlags gehören soll,
  • Abduresa Schahla’i, ein Assistent der Qods-Kräfte der Pasdaran und
  • Qassem Soleimani, den Oberbefehlshaber der Qods-Kräfte der Pasdaran.

Die beiden Letztgenannten sollen die Aufsicht über den geplanten Terroranschlag geführt haben.

Kommentar:
Wenn man die NZZ, die taz, die Frankfurter Rundschau, die Welt oder die Frankfurter Allgemeine anschaut, springt einem überall Misstrauen an der Richtigkeit der US-Vorwürfe in die Augen. Generell werden Zweifel angemeldet, dass die iranische Regierung dahinter stehe, weil das nicht in ihrem Interesse sei.
Es ist eine kuriose Situation: Die Art, wie die US-Regierung die Vorwürfe präsentiert, erinnert fatal an das Vorgehen der Vorgängerregierung zur Rechtfertigung des Kriegs gegen Saddam Hussein und den Irak. Danach erwiesen sich die damals erhobenen Vorwürfe als falsch.
Das Problem ist, dass die Vorwürfe diesmal zutreffen könnten, nur das Ziel, das dahinter steht, nämlich einen neuen Krieg anzuzetteln, ist natürlich verwerflich und schadet der iranischen Bevölkerung. Und statt sich mit diesen vermuteten Zielen der US-Regierung auseinanderzusetzen, ziehen es die hiesigen Medien vor, einfach die Vorwürfe herunterzuspielen. Dabei werden dann auch irgendwelche Fachleute zitiert, die mit den „iranischen Interessen“ argumentieren. Warum setzen die sich nicht mit der Ideologie der Herrschenden auseinander? Die „Theorie der Angst“ ist auch heute noch ein Herrschaftsinstrument der Mächtigen im Iran. Und da sich die Regierung in den letzten Jahren stark auf den Krieg gegen die eigene Bevölkerung konzentrieren musste, war sie im Westen weniger aktiv. Aber auch nur im Westen. In Syrien, Libanon oder Palästina sind die iranischen Pasdaran nach wie vor mit im Spiel, und es ist kein Zufall, dass syrische Demonstranten bei ihren Protesten nicht nur symbolisch den Sarg von Baschar Asad mit sich führen, sondern auch von Ajatollah Chamene’i. Die iranischen Pasdaran sind gemeinsam mit den syrischen Organen diejenigen, die Demonstranten niederprügeln und erschießen. Dass das in Deutschland weniger zählt als ein Attentat in Berlin, ist eine verkleidete Form des Rassismus. Wenn die Opfer nur irgendwelche Araber „da hinten in Syrien“ sind, ist der iranische Auslandsterrorismus anscheinend nicht erwähnenswert und es wird gar seine Existenz bestritten.

Iran-Balutschistan: die Bomben schweigen nicht


Abdolbasset Rigi, vor dem Selbstmordanschlag
Laut Angaben von Ali Abdollahi, des für Sicherheitsfragen zuständigen stellvertretenden iranischen Innenministers, kamen bei einem Bombenanschlag in Zahedan in der Nacht vom 15. auf den 16. Juli 2010 28 Menschen ums Leben, an die 300 Menschen wurden verletzt. Der Selbstmordanschlag fand im Eingangsbereich der schiitischen Dschame-Moschee in Sahedan (Zahedan) statt. Als Täter haben sich Mohammad Rigi und Abdolbasset Rigi bekannt, die der Organisation „Dschond-ollah“ (Soldat Gottes) angehören. Die Organisation bezeichnet diesen Anschlag als Vergeltung für den Tod von Abu Malek Rigi, des Führers der Dschond-ollah, der vor etwa einem Monat von der iranischen Regierung hingerichtet wurde.

Mohammad Rigi, vor dem Selbstmordanschlag
Eine Menge wütender Schiiten attackierte nach dem Selbstmordanschlag den Tschahar-Rahe-Rassuli-Basar, den Rus-Basar und das Viertel „Boutique Tanako“, in denen vorwiegend sunnitische Balutschen leben, und zündeten die Läden an. Als einige radikale Schiiten mit der Parole „Tod dem Molawi Abdolhamid“ (dem Imam der Sunniten in Zahedan) Richtung Faseli-Straße zogen, begannen sich Sunniten in der Faseli-Straße zu verbarrikadieren. Auf beiden Seiten waren Bewaffnete zu sehen. Die Behörden nahmen einige radikale Schiitenführer fest, um den Ausbruch eines Bürgerkriegs zu verhindern.

Die schiitische Freitagsmoschee in Zahedan

Kommentar:
Die Vorgänge in Zahedan zeigen, dass nicht nur die iranische Regierung bereit ist, Menschen umzubringen, um ihre Ziele durchzusetzen, sondern auch Organisationen wie Dschond-ollah, die Soldaten Gottes. Menschen umzubringen, ist und bleibt ein Verbrechen. Und auch bei den Dschond-ollah wird den Tätern der Eintritt ins Paradies versprochen. Seit dem iranisch-irakischen Krieg gehört es zur Grundausstattung der iranischen Staatspropaganda, junge Männer zu zeigen, die sich Bomben umgebunden hatten, um so gegen die vorrückenden Panzer von Saddam Hossein anzutreten. Dschond-ollah ist die Fortsetzung dieser Denkweise.