Die iranische Geistlichkeit und der Staat Israel
Wie im vorigen Abschnitt beschrieben, wurden die iranischen Geistlichen angesichts der beispiellosen Einwanderungswelle von Juden in das Land Palästina in den 40-er und 50-er Jahren des 20. Jahrhunderts und angesichts der zunehmenden Konflikte zwischen den jüdischen Einwanderern und den arabischen Einwohnern dieses Landes aktiv und machten sich zu Fürsprechern der „palästinensischen muslimischen Brüder“. Als der Staat Israel gegründet wurde, trat Ajatollah Abu l-Qassem Kaschani auf den Plan. Er organisierte Kundgebungen, hielt Reden und Trauerversammlungen, und übernahm die Führung im Kampf um die Rechte der Palästinenser und die Rückeroberung ihrer Heimat. Der Druck der Geistlichkeit und der religiös gesinnten Bevölkerungsschichten war so groß, dass die Regierung des Schahs sich zwei Jahre lang nicht traute, Israel anzuerkennen. Erst im Esfand 1328 (6. März 1950) erkannte die iranische Regierung den Staat Israel de facto an. (Quelle 9)
Der Druck der Geistlichen nahm unter Premierminister Dr. Mossadeq noch zu, und da Ajatollah Abu l-Qassem Kaschani über beträchtlichen Einfluss verfügte, forderte er die Regierung Mossadeq auf, die Anerkennung Israels zurückzunehmen. Er war sich so sicher, das Mossadeq nachgeben würde, dass er in einem Interview mit der in Baghdad erscheinenden Zeitung al-Mesri davon sprach, dass die Annullierung der Anerkennung Israels durch den Iran sicher sei. Baqer Kasemi, der Außenminister des Kabinetts von Mossadeq, trat am 16. Tir 1330 (1951) vor die Abgeordneten des iranischen Parlaments und setzte sie in Kenntnis, dass die Regierung beschlossen habe, das iranische Konsulat in Jerusalem zu schließen. In einer öffentlichen Erklärung, die die Regierung am folgenden Tag verbreiten ließ, wurde als Begründung dafür freilich der Rückgang der Einnahmen infolge des Zusammenbruchs der Erdölexporte und die daraus resultierende Notwendigkeit für die Regierung angegeben, Devisen zu sparen. Die Araber fassten diese Maßnahme allerdings zu Unrecht als Aufhebung der de-facto-Anerkennung Israels auf. (Quelle 9)
Nach dem Putsch vom 28. Mordad 1332 (19. August 1953) wurden die Beziehungen zwischen dem Iran und Israel wieder ausgebaut, die Möglichkeiten der Geistlichen, die öffentliche Meinung aufzuputschen und die Regierung unter Druck zu setzen, nahmen ab. Als im Jahr 1339 (1960) John F. Kennedy in den Präsidentschaftswahlen in den USA siegte, nahm der US-Druck auf Mohammad Resa Schah zu, eine politische Öffnung und Reformen im Iran einzuleiten. So herrschte drei Jahre lang, bis zum Monat Mordad 1342 (Juli/August 1963), eine relativ freie Atmosphäre im Iran. Alte und neue politische Gruppen nahmen ihre Tätigkeit auf, die wichtigsten von ihnen waren die Nationale Front (Dschebheye Melli) und die Freiheitsbewegung (Nehsate Asadi). Auch die Geistlichen betraten nach und nach wieder die politische Bühne. Im Farwardin 1340 (März/April 1962) verstarb Ajatollah Borudscherdi, bis dahin die wichtigste unter den religiösen Autoritäten im Iran. Ruhollah Chomeini gelang es, in der Arena des Kampfes gegen den Schah einen besonderen Platz für sich zu erringen, und so wurde er zu einer einflussreichen Autorität auf der politisch-religiösen Bühne des Landes.

Rede von Ruhollah Chomeini in Qom am 4. Aban 1343 (1964) gegen die „Kapitulation“
Quelle: kapitulasyun dar iran
https://fa.wikipedia.org/wiki/%DA%A9%D8%A7%D9%BE%DB%8C%D8%AA%D9%88%D9%84%D8%A7%D8%B3%DB%8C%D9%88%D9%86_%D8%AF%D8%B1_%D8%A7%DB%8C%D8%B1%D8%A7%D9%86
Chomeini wurde zum Bannerträger der Opposition gegen die Reformen des Schahs, gegen die Verleihung des Stimmrechts an die Frauen und gegen das sogenannte Kapitulationsgesetz, das den US-Militärberatern diplomatischen Status einräumte, sie also der iranischen Rechtsprechung entzog. Das Kapitulationsgesetz wurde unter Premierminister Hassan Ali Mansur dem Parlament zur Abstimmung vorgelegt. Chomeini rief in feurigen Reden die „Gemeinschaft der Muslime“ dazu auf, sich zu erheben. Am 15. Chordad 1342 (1963) schlugen militärische Einheiten eine Kundgebung des Volks nieder, wobei Dutzende von Menschen ums Leben kamen. Ein Jahr später wurde Hassan Ali Mansur von einer Gruppe von Chomeinis Anhängern der neu gegründeten Organisation „Hey’ate Mo’talefe“ (Die Koalition) ermordet. Chomeini, der auch ins Gefängnis gekommen war, wurde freigelassen und in die Türkei und später in den Irak verbannt. Sein Exil dauerte bis zum Sturz des Schah-Regimes.
Einmal abgesehen von der extrem reaktionären Haltung Chomeinis und seiner Gegnerschaft zu allen Symbolen der Zivilisation und der Demokratie, wurde in seinen Reden und Schriften vor allem eins sichtbar: Seine krankhafte Feindschaft gegen Israel und die Hetze gegen Juden. Sein Hass auf Israel und die Juden hatte erheblichen Einfluss auf die öffentliche Meinung des gewöhnlichen Volks im Iran und veränderte dessen Sicht auf Israel.
Chomeini, ein Fundamentalist, der gegen Juden hetzt
Chomeini bezeichnete den Schah als Handlanger Israels und der Juden und stellte diesen Punkt als Hauptgrund für die Wut im Volk und für den Ausbruch der Revolution (erg.: von 1979) dar. Im Jahr 1357 (1978) erklärte er: „Wir hatten von Anfang an eine feste Meinung über die Zionisten. Einer der Gründe unserer Gegnerschaft zum Schah von Persien war seine Beziehung zu Israel. Diese Angelegenheit ist auch der Anlass, warum das Volk sich empört.“ (Quelle 10)
In einem seiner Flugblätter heißt es: „Von dieser Seite (=von mir) wurde wiederholt auf die Gefahr hingewiesen, die von Israel und seinen Lakaien mit dem Schah an der Spitze ausgeht. Ich habe davor gewarnt: Solange die islamische Nation (mellat-e eslam) diese Quelle der Verdorbenheit nicht mit Stumpf und Stil ausrottet, wird sie keinen glücklichen Tag erleben. Und solange der Iran in den Fängen dieser schändlichen Sippschaft festgehalten wird, wird er keine Freiheit sehen. Ich bitte Gott, den Erhabenen, um Beistand für die Muslime und um einen Misserfolg für Israel und seine finsteren Helfershelfer.“ (Quelle 11)
Chomeini, der einer krankhaften und megalomanen Gedankenwelt verhaftet war, war der Überzeugung, dass Israel den Iran kontrolliert und plant, den Iran und den Islam zu vernichten. In seiner bekannten Rede zum Aschura-Trauerfest vom 13. Chordad 1342 (3. Juni 1963) in Qom erklärte er: „Heute wurde mir zugetragen, dass einige Prediger abgeholt und zum Geheimdienst gebracht wurden. Dort hat man ihnen gesagt, dass sie von drei Dinge die Finger lassen sollten: Erstens vom Schah, zweitens von Israel, und drittens von der Behauptung, dass der Glaube in Gefahr sei. Wenn sie die drei Gebote beherzigten, dürften sie sagen, was sie wollten. Nun denn, wenn wir diese drei Bereiche auslassen, worüber sollen wir dann überhaupt sprechen? Denn alles, was uns Kopfschmerzen bereitet, sind doch gerade diese drei. Sie sind für alle unsere Probleme verantwortlich. Israel ist dabei, den Iran aufzulösen. Israel untergräbt die Herrschaft des Schahs. (…) Israel ist der Freund Ihrer Exzellenz, hier geht es um bestimmte Dinge, um bestimmte Fakten… Da wird also gesagt, wir sollten nicht über den Schah und nicht über Israel sprechen. Was für eine Beziehung besteht zwischen dem Schah und Israel? Vielleicht ist der Schah nach Meinung des Geheimdienstes ein Jude. Eben jener, der sich auf den Islam beruft und behauptet: Ich bin ein Moslem. Äußerlich ist er auch ein Moslem, aber vielleicht steckt ein Geheimnis dahinter.“ (Quelle 12)
Auch die Weiße Revolution betrachtete Chomeini als Werk Israels und des Zionismus, und er sprach sich gegen sie aus. „Gegen was an der Zivilisation richtet sich unsere Gegnerschaft? Gegen ihre Verdorbenheit. Wir sagen, dass Eure Reformprogramme von Israel für Euch erstellt werden. Wenn Sie ein Programm durchführen wollen, ist das Erste, was Sie tun, bei Israel vorstellig zu werden. Sie holen auch Militärfachleute aus Israel in dieses Land.“ (Quelle 13)
An den Schah gerichtet stellt Chomeini die Frage: „Mein Herr, sind Sie etwa Jude? Ist unser Land etwa ein jüdisches Land?“ (Quelle 14)
In einem Schreiben an die Geistlichen verkündete er, dass das ganze Land unter den Füßen der Juden zermalmt werde: „Israel hat in allen politischen und militärischen Angelegenheiten des Irans die Finger drin, und der Iran ist zu einer Militärbastion Israels geworden. Das Land wird unter jüdischen Militärstiefeln niedergetrampelt.“ (Quelle 15)
Für Chomeini waren die Bahai und Juden das gleiche. Er behauptete, dass sämtliche Pfeiler der Macht auf der ganzen Welt in der Hand der Juden seien. Und so seien auch im Iran die Agenten Israels mit Hilfe ihrer „Söldner“, mit den Bahais an der Spitze, darauf aus, die Gemeinschaft der Muslime zu zerstören. Er bezeichnete die Bahais als Juden und sagte in seiner berühmten Ansprache in Qom: „Wehe dem Land! Wehe den Herrschenden! Wehe dieser Welt! Wehe den schweigenden Geistlichen! Wehe dem schweigenden Nadschaf! Auch Qom schweigt. Auch Teheran schweigt. Auch Maschhad schweigt. Dieses tödliche Schweigen führt dazu, dass dieses unser Land und diese unsere Ehre und Sitten mithilfe eben dieser Bahais unter den Militärstiefeln Israels zertreten werden. (…) Wenn alle Gelehrten des Islams ein bestimmtes Thema ansprechen würden, dass nämlich jetzt der Islam in Gefahr ist, und diese Gefahr der Jude ist und die Glaubenspartei der Juden, nämlich die Partei der Bahais. Diese Gefahr ist jetzt ganz nahe gerückt. Wenn doch die Herrschaften, die Geistlichen, die Prediger und die Theologie-Studenten mit einer Stimme sprechen würden: Mein Herr, wir wollen nicht, dass der Jude die Geschicke unseres Landes bestimmt.“ (Quelle 16)
(AdÜ: Nadschaf im Irak und Maschhad im Iran sind schiitische Wallfahrtsorte, Qom ist das Zentrum der schiitischen Theologen, und Teheran wird als Hauptstadt des Irans erwähnt.)
In seiner Antwort auf eine Frage der Händler von Qom sagte Chomeini 1341 (1962): „Die Unabhängigkeit unseres Landes und seiner Wirtschaft werden von den Zionisten in Beschlag genommen, die im Iran als Glaubenspartei der Bahais auftreten. Und es wird nicht mehr lange dauern, bis sie angesichts des tödlichen Schweigens der Muslime die gesamte Wirtschaft dieses Landes über ihre Agenten in ihre Gewalt bringen.“ (Quelle 17)
Chomeini verglich Israel mit einem Krebsgeschwür, das sich ausbreitet und dabei ist, das Leben der Muslime auf der ganzen Welt auszulöschen. So erklärte er selbst gegenüben den Führern der Islamischen Konferenz: „Die Oberhäupter der islamischen Staaten sollten bedenken, dass diese Quelle der Verdorbenheit, die ins Herz der islamischen Staaten gepflanzt wurde, nicht nur der Unterdrückung der arabischen Nation dient. Vielmehr ist der gesamte Nahe Osten mit dieser Gefahr und dem resultierenden Schaden konfrontiert. Der Plan ist es, die Welt des Islams unter die Herrschaft und Kontrolle des Zionismus zu bringen und das gesegnete Land und die ergiebigen Rohstoffquellen der islamischen Staaten besser auszubeuten. Nur Opferbereitschaft, Beharrlichkeit und ein Bündnis der islamischen Staaten kann uns vor dem Bösen dieses finsteren Alptraums der Ausbeutung retten.“ (Quelle 18)
8- Howard Sachar, A History of the Jews in the Modern World (Knopf, NY. 2005) p.722
9- نگاه کنید به „تاریخ روابط ایران و اسرائیل از 1327 تا انقلاب“ مجله ایرانشهر http://iranshahr.org/?p=6707
Die folgenden Zitate stammen aus Sahife-ye Nur, in dem die gesammelten Texte von Ajatollah Ruhollah Chomeini veröffentlicht sind.
Es ist jeweils der Band und die Seitenzahl auf Persisch angegeben.
Die Bände sind im Internet abrufbar unter
http://safarbank.persiangig.com/other/sahife%20noor/
nach Bänden geordnet, allerdings ohne Seitenzahl.
10- صحیفه نور جلد 5 ص 134
11-صحیفه نور جلد ۱ صفحه 207
12-صحیفه نور جلد ۱ ص ۵۶ ۱۳ خرداد
-13- صحیفه نور جلد ۱ ص ۷۷ ۲۵ ارديبهشت ۴۳
-14- صحيفه نور ج ۱ ص ۱۲ ۱۰ فروردين ۴۱
-15 – صحيفه نور ج ۱ ص ۱۵۷ ۱۹ بهن ۴۹ و همان ص ۴۶ ۱۲ ارديبهشت ۴۲
-16- (صحیفه نور- ج۱-ص ۲۱۳ و ۲۱۶
-17- .(صحیفه نور، ج1،ص108
-18- صحيفه نور, ج 5, ص 209
Quelle: http://www.iranianlobby.com/page1.php?id=114
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