Iran: Der Ajatollah und der Trauerredner

Maddah ist eigentlich die Bezeichnung für einen Lobredner. Das war auch seine Funktion zur Schahzeit, wo er zu diversen Anlässen die Monarchie zum Himmel lobte. In der Moschee war seine Rolle die eines Predigers, der allerdings im Gegensatz zum Geistlichen, dem Molla, nicht auf die Kanzel steigen durfte. Geld bekamen die Redner in der Regel nicht. Nach der Revolution hat sich ihre Rolle geändert. Das islamistische Regime bedient sich der Lobredner, die man ihrer heutigen Tätigkeit nach eher als Trauersänger bezeichnen sollte, um sie für ihre Propaganda einzuspannen. Manche von diesen Rednern haben eine gute Stimme und singen auch nach dem Vorbild klassischer iranischer Musik. Als der Krieg mit dem Irak begann, also 1980, wurden diese Maddahs überall eingesetzt, um das Volk für den Krieg zu mobilisieren und sie nach bestem schiitischen Vorbild auf den Märtyrertod vorzubereiten. Vor jedem wichtigen Angriff wurden sie auch zu den kämpfenden Einheiten geholt, damit sie den Kampfgeist der Soldaten anfeuerten. So kam es, dass sie im Regime eine immer wichtigere Rolle einnahmen und zu den höchsten Amtsträgern Kontakte hatten. Die Folge: Wer immer ein Problem hatte, sei es mit der Justiz, sei es in anderen Angelegenheiten, wandte sich an die Maddahs als Vermittler von Kontakten. Die Vermittlung war freilich nicht umsonst, so dass diese Redner nicht zu den Ärmsten gehören. Als wichtige Männer bekamen sie auch die Erlaubnis, Waffen zu tragen.


Mahmud Karimi, der Revolverheld, und Ajatollah Chamene’i

Trauerredner und Revolverheld
Einer von ihnen ist Mahmud Karimi. Vor etwa 6 Monaten war er auf der Autobahn in Teheran mit seinem Auto in ein anderes Auto gefahren. Er machte Anstalten, Fahrerflucht zu begehen. Die Insassen, ein junger Mann und eine junge Frau, protestierten. Darauf zog er seinen Revolver und schoss auf sie. Zum Glück gingen beide in Deckung, so dass sie nicht getroffen wurden. Er drohte ihnen, falls sie ihn verfolgten, würde er sie mit dem Revolver erledigen. Die beiden waren so empört, dass sie die Polizei riefen und die Nummer des Fahrzeugs mitteilten. So konnte der Täter ermittelt werden. Geschadet hat ihm das nichts. Wie man sieht, wird er gerade vom Obersten Führer der Islamischen Republik, Ajatollah Chamene’i, umarmt. Das Foto hat der Pressedienst des Ajatollahs am Sonntag, den 13.03.2016, selbst in Umlauf gesetzt.